Freitag, 25. Mai 2012

Fotofestival II: Berlin


Vom 2. – 30. Juni findet in Berlin das „Browse Fotofestival Berlin 2012“ statt. In dieser Zeit sind 80 Ausstellungen an verschiedenen Standorten in der Stadt sowie am Festivalgelände am Besselpark zu sehen. In der Profiwoche vom 18. – 22. Juni gibt es einige interessante Veranstaltungen unter anderem zum Thema Fotojournalismus und die Berichterstattung über den Nahen Osten. Der internationale Teil der Ausstellungen zeigt im wesentlichen ebenfalls fotojournalistische Projekte, so unter anderem das NOOR Projekt zum Klimawandel.

Fotofestival I: Hannover


Vom 13. – 17. Juni findet in Hannover das LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus statt. Im dritten Jahr bringen der Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie der Hochschule Hannover sowie der deutsche Fotojournalisten-Vereinigung FREELENS als Organisatoren 60 Ausstellungen junger Foto-Reporter aus aller Welt nach Hannover. Darunter sind auch interessante Foto-Projekte über die Länder des Ara-Spring oder die Unabhängigkeit des Sudan und werden Einblick in die zeitgenössische Konfliktfotografie bieten. Zu Vorträgen sind unter anderem Anja Niedringhaus, eine der wenigen international bekannten deutschen Kriegsfotografinnen eingeladen, sowie Munem Wasif aus Bangladesch als fotografische Stimme aus der südlichen  Hemisphere.




Montag, 6. Februar 2012

Rituale und Bilderstürme II


Nach meinem ersten Post im vergangenen Jahr zu zwei Filmen über Fotografen die im und über den Nahostkonflikt arbeiten, möchte ich hier auf zwei weitere Filme bzw. Projekte hinweisen.


Deadline Every Second

Der Dokumentarfilm des amerikanischen Hochschullehrers und Fotojournalismusexperten Kenneth Kobré gibt einen Einblick in die Arbeit von 12 Fotojournalisten der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Nur ein Teil der begleiteten Fotojournalisten arbeitet dabei im Bereich der Konfliktfotografie. Im Film sind jedoch drei FotojournalistInnen zu sehen, die in Israel und den palästinensischen Gebieten arbeiten: Oded Balilty, Khalil Hamra und Tara Todras-Whitehill.




Photojournalism behind the scenes?

Dieser kurze und sehr kontroverse Film bzw. Beitrag wurde von Ruben Salvadori, einem jungen italienischen Fotojournalisten produziert. Salvadori hat diese Bilder quasi „Undercover“ mit seiner Fotokamera gefilmt, als er als Praktikant einer lokalen  Nachrichtenagentur in Ost-Jerusalem arbeitete. Undercover, weil die gefilmten Fotojournalisten nicht wussten, dass sie gefilmt wurden. Das Ergebnis ist ein interessanter Einblick, aber tendenziös in seiner Ausrichtung und hat vor allem in der Fotojournalistengemeinde vor Ort viel Kritik hervorgerufen. Interessant ist, dass der Film vor allem von rechten Pro-Israel Gruppen positiv aufgenommen wird, denen dieser Film Gelegenheit dazu bietet, auf die vermeintlich anti-israelische Fotografengemeinde hinzuweisen. Ein guter Kommentar, dem eigentlich nichts hinzufügen ist, findet sich bei David Campbell.

Montag, 30. Januar 2012

Gedanken über eine konfliktsensitive Fotografie

Meiner Ansicht nach ist es sinnvoll, in Abgrenzung von der Konflikt- und Kriegsfotografie die Theorie – und damit auch eine Anleitung für die Praxis – einer Friedensfotografie bzw. einer konfliktsensitiven Fotografie zu entwickeln. Der Grund ist, dass Bildern in ihrer Funktion als Vermittler eine zentrale Rolle in der massenmedialen Berichterstattung zukommt, insbesondere wenn es um die Darstellung von Konflikten geht. Von daher müssen ihre Auswahl und ihre Produktionskriterien ob ihres Zweckes hinterfragt und Alternativen entwickelt werden. Vor allem, da konfliktive und gewalthaltige Situationen den strukturellen Vorteil sehr bildgewaltiger und visuell beeindruckender Ereignisse haben und somit geeigneter erscheinen, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen.

Zentral ist es mit ähnlichen Kriterien ans Werk zu gehen wie Wort-Journalisten die im Bereich des konfliktsensitiven Journalismus arbeiten. Die Konfliktsensitivität ist sicherlich der zentrale Begriff, der auch für Fotografen und Bildproduzenten Gültigkeit besitzt. Das heißt primär, mit Empathie und einer Fokussierung auf den Menschen an die Arbeit zu gehen, dass man ausgehend von einer umfangreichen Konfliktanalyse arbeitet, die Methoden der Friedens- und Konfliktforschung anwendet und die Perspektive der Bilder und Geschichten lösungsorientiert ist. Fotojournalistische Arbeit in diesem Sinn lässt sich ohne umfangreiche Recherchen im vorhinein nicht machen. Auch ein fundiertes konflikttheoretisches Wissen gehört dazu. Es reicht des Weiteren nicht aus, zu wissen wie man sich in Kriegs- und Krisengebieten bewegt und das eigene Leben schützt, auch das Wissen um die eigene Rolle und die Implikationen der eigenen Anwesenheit für den Konflikt sind zentral.

Über Bord geworfen werden muss meiner Ansicht nach das Konzept des Kriegsfotografen als dem neutralen Dokumentator oder Beobachter. Die Ausübung einer neutralen Funktion bei der Anwesenheit in Kriegen und Konflikten ist so gut wie unmöglich. Vom Moment unseres Auftauchens in der Region an hat die Anwesenheit des Fotografen positive oder negative Implikationen. Das Sinnvollste, was sich daraus ableiten lässt, ist eine Forderung nach Allparteilichkeit, die jedoch in der Praxis schwer umzusetzen ist. So ist es nicht unbedingt notwendig, mit jeder Partei zu reden und sie zu bebildern, aber es muss versucht werden mit gleicher Intensität auf beiden oder allen im Konflikt involvierten Seiten präsent zu sein.

Ein großes Problem stellt auch die Bildsprache dar, die vor allem in den Massenmedien von einer Faszination für dramatische und epische Untergangsszenarien geprägt ist. Ruinen, Opfer von Gewalt, die letzten Überlebenden, all dies sind „sexy“ Bilder die sich gut verkaufen lassen und die kurzfristig die Aufmerksamkeit des Medienrezipienten binden. Dies heißt keinesfalls, dass nicht Bilder vom Konflikt gemacht werden können, die eine ähnliche Faszination und Aussagekraft haben, ohne dass aber Gewalt und Leid im Mittelpunkt stehen.

Von zentraler Bedeutung ist auch den weiteren Weg nicht aus den Augen zu verlieren, den ein Bild ab dem Zeitpunkt der Aufnahme bis hin zum Abdruck in einem Medium nimmt. Auch hier könnten konfliktsensitive Standards implementiert werden. Mehr Bedeutung müsste den Angaben des Bildes gegeben werden, die vom Fotografen erstellt werden und die den Kontext der Aufnahmen erklären: Datum, Uhrzeit, Ort, Umstände, Bildunterschrift, Akteure und Namen der Abgebildeten. Diese Angaben müssen so ausführlich wie möglich dann auch im entsprechenden Medium abgebildet werden, um dem kritischen Rezipienten die Möglichkeit zu geben das Bild einzuordnen. Des Weiteren müsste von den Fotografen die Forderung an die Redaktionen getragen werden, sich so weit wie möglich von der Ein-Bild-Darstellung wie sie vor allem in den Tageszeitungen vorherrscht, zu verabschieden. Bildpaare, die zwei kleine Fenster auf das behandelte Thema öffnen, sollten dies ersetzen.

Diese Gedanken sollen eine Anregung zur Diskussion darstellen. Kommentare sind herzlich willkommen.

Donnerstag, 3. November 2011

Rituale und Bilderstürme


Mehr noch als in der wissenschaftlichen Literatur, ist die Arbeit von Fotojournalisten im Nahostkonflikt Thema mehrerer Dokumentarfilme. Auf unterschiedliche Art und Weise zeigen all diese Filme verschiedene Facetten des Berufsalltags lokaler und internationaler Fotojournalisten die in der Region arbeiten. Für meine Promotion stellen diese Filme einen hervorragenden Fundus dar und geben einen guten Einblick in die Komplexität der Geschehnisse vor Ort als auch der Herausforderung diesem fotografisch zu begegnen.

The Ritual

In diesem Jahr veröffentlichte der amerikanische Filmemacher Andrew Lampard eine erste kurze Version seines Filmes „The Ritual“. Darin zeigt er, wie im Jahr 2010 jeden Freitag Dutzende Fotojournalisten die Demonstration palästinensischer Jugendlicher im Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan begleiten. Der Film lebt von eindringlichen Aufnahmen aus dem fotojournalistischen Alltag sowie Interviews mit den Fotografen und enstand als Auftragsarbeit für die Columbia Journalism Review.
http://vimeo.com/26672512

Schusswechsel

Ein schon etwas älterer Film, der 2005 fertig gestellt wurde, begleitet den deutschen Fotografen Reinhard Krause, bei der Arbeit in Israel und Palästina. Krause war von 2000 bis 2004 Chef der Fotoabteilung des Büros der Agentur Reuters in Jerusalem. Der Film wurde von Context TV für den WDR erstellt. Bezeichnend das Zitat von Krause zu Beginn des Films: „Es ist extrem einfach, hier gute Bilder zu finden. Viel schwieriger ist es, zu verstehen, was hier wirklich passiert.“



Freitag, 30. September 2011

Der Alltag hinter dem Vorhang


Haben sie schon ein Mal Bilder des Alltags aus dem Gazastreifen gesehen? Bilder, in denen weder Aktivisten der Hamas oder der Fatah, noch israelische Soldaten in Kampfstellung, keine aufgebahrten Opfer und zerstörten Häuserblöcke zu sehen sind? Auch wenn ich viel die massenmediale Berichterstattung über den Konflikt verfolge, so habe ich bisher wenig dieser Bilder gesehen. Umso erfreuter war ich, den Artikel „Surfin Gaza“ in der deutschen Zeitschrift Mare vom August 2011 zu entdecken. Der Text stammt von Carsten Stormer, der als Konfliktberichterstatter hauptsächlich von den Philippinen und aus Asien berichtet, die Bilder sind vom italienischen Fotojournalisten Alessandro Gandolfi.

Und ein Blick auf seine Website, fördert neben der Geschichte zu den Surfern im Gazastreifen, zwei weitere interessante Reportagen über den Alltag Jugendlicher dort zu Tage. Man mag es kaum glauben was man sieht: familiärer Alltag, Jungs die Hiphop machen und breakdancen, junge Frauen beim heimlichen Schicha rauchen, Paare die sich für einen kurzen Moment berühren. Es sind Szenen von Menschen, die wie mehr als 6 Millionen andere auf dieser Welt in Würde und Selbstbestimmung, in Frieden und in Sicherheit leben wollen. Und diese jungen Menschen dort mit großem Respekt ins Bild zu setzen, dies hat Gandolfi geschafft. Es sind alltägliche Szenen, die jedoch durch ihre sensible fotografische Inszenierung einen großen Mehrwert haben. Das ist politische, engagierte Dokumentarfotografie wie sie die Medienkonsumenten viel zu selten sehen.

Dienstag, 2. August 2011

Über das Verhältnis von Fotografie und Konflikt


Im Folgenden habe ich einige knappe Überlegungen zum Verhältnis von Fotografie und Konflikt zusammengetragen. Zu allererst geht es hier darum, verschiedene Ebenen auseinander zu dividieren, was vor allem für die Analyse und die Beurteilung von Bildern über einen Konflikt eine zentrale Bedeutung hat.

Die Geschichte der Beziehung von Bildern und gesellschaftlichen Konflikten ist so alt wie die Bildgeschichte selbst. Schon bei den ersten Versuchen des Menschen in Form von Wandzeichnungen Geschehnisse bildnerisch darzustellen, ging es oft um Alltagskonflikte zwischen Gruppen oder mit der Tierwelt. Diese Auseinandersetzung zieht sich durch die Mediengeschichte des Bildes, von den eben genannten Höhlenmalereien, über Zeichnungen, Malerei, Druckgrafik, die Fotografie und das Bewegtbild. Heute ist die Fotografie das zentrale Medium des statischen Bildes in dem gesellschaftliche und soziale Konflikte verhandelt werden. Dabei stellt sich die Frage, was das Besondere im Verhältnis von Fotografie und Konflikt ist und auf welchen Ebenen sich dieses Verhältnis beschreiben lässt.

Ausgangspunkt jedes fotografischen Produktes ist der fotografische Akt. Dies ist der zentrale Moment der Interaktion zwischen dem Fotografierenden und dem Fotografierten. Wenn der fotografische Akt innerhalb einer Konfliktsituation stattfindet, so ist dieser Akt auch der Dynamik des Konfliktes unterworfen. Meist sind die Fotografierten auf die eine oder andere Teil dieses Konflikts und die Fotografierenden begeben sich bewusst in diesen Konflikt um dort Bilder zu produzieren oder sind selbst Teil dessen weil ihr Lebensmittelpunkt dort liegt. Die Relevanz beim fotografischen Akt liegt hier vor allem in der sozialen Interaktion, aus der ein bestimmtes fotografisches Produkt in Form eines Einzelbildes oder einer Serie entsteht. Die Einführung der Kamera in eine soziale Situation bedeutet dabei immer auch eine Veränderung dieser Situation und vor allem in Konfliktsituationen kann dies unterschiedliche Auswirkungen für den Fotografierten wie für den Fotografierenden haben. Was hier stattfindet ist eine Produktion von Rohmaterial für den weiteren Prozess der Bedeutungskonstruktion.

Die Fotografien, die aus einer solchen fotografischen Situation entstehen, sind als Zeugnisse bzw. Referenzen dieser Situation zu betrachten. Trotz der Genauigkeit der fotografisch-technischen Abbildungsmöglichkeiten gelten die entstanden Bilder nicht als reine Abbilder der Realität, sondern als subjektive Wirklichkeitskonstruktionen des Fotografierenden. Aufgrund der Anwesenheit des Fotografierenden bei der Produktion des Bildes ist jedoch eine gewisse Authentizität gegeben, die den enstandenen Bildern eine gewisse Glaubwürdigkeit und dokumentarischen Charakter verleiht. Diese Fotografien können dann verschiedenen Verwertungskontexten zugeführt werden: einem journalistischen, einem künstlerischen oder einem werblichen Kontext. Ein bestimmtes Bild mit einer bestimmten Intention wird ausgewählt, um als Referenz zu der real stattgefundenen Situation gezeigt zu werden. Derjenige welcher diese Fotografien auswählt, sowie der Fotografierende der mit einer Auswahl die er zur Weiterverwertung zur Verfügung stellt den ersten Schritt geht, verfolgen eine bestimmte Intention und wollen eine bestimmte Botschaft übermitteln, die nicht unbedingt derselben Intention folgen muss.

Eine neue Ebene kommt durch den Kontext der Veröffentlichung bzw. der Präsentation hinzu. Je nach Veröffentlichungsmedium, ob Zeitung oder Zeitschrift, der Anpassung des Kontextes durch das Hinzufügen von Bildunterschriften und die Einbettung in einen Text wird die Lesart des Bildes zentral beeinflusst. Dem Rezipienten wird eine dominierende Lesart bzw. Bedeutungskonstruktion vorgegeben, die er übernehmen oder der er sich widersetzen kann. Hier steht nicht mehr die Aussage des Fotografierenden im Vordergrund, sondern das Bild wurde ausgewählt um ein bestimmtes Thema bzw. eine bestimmte Nachricht zu bebildern. Im Idealfall korrespondiert dies mit der Intention des Fotografierenden und bilden Text und Bild eine gemeinsame Ebene. Das Bild ist hier in jedem Fall zu allererst als ein publizistisches Produkt zu betrachten und erst in zweiter Linie als das Produkt des Fotografierenden. Die Summe der publizierten Bilder über einen Konflikt machen dann die Bildberichterstattung über diesen aus. Daraus kann z.B. auf eine bestimmte dominierende Ikonografie geschlossen werden. Diese ist dann sowohl Resultat der Bildauswahl durch die Redaktionen als auch der Produktion der Fotografen. Inwieweit das pressefotografische Bild über einen Konflikt noch der tatsächlichen Ereignisebene bzw. der „Konfliktrealität“ entspricht, ist von mal zu mal neu zu beurteilen und zu diskutieren.