Dienstag, 21. November 2017

„zeigen | andeuten | verstecken“ Visuelle Kommunikation zwischen Ethik und Provokation

Vom 07. bis 09. Dezember 2017 findet in Berlin die Tagung "zeigen |andeuten | verstecken - Visuelle Kommunikation zwischen Ethik und Provokation" statt. Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Fachgruppe Visuelle Kommunikation der DGPuK und der Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen. Am zweiten Tag (8. Dezember) werde ich dort über das Fotojournalismusethik sprechen. Hier ist der Abstract zu meinem Vortrag:

Bildethik vs. Fotojournalismusethik
Von der Ethik des publizierten Bildes zur Ethik des fotojournalistischen Aktes

Insbesondere im Kontext fotojournalistischer Bilder aus politischen und gewalthaltigen Konflikten kommt es immer wieder zu kontrovers geführten Diskussionen über bildethische Fragestellungen. Meist geht es dabei um Fragen der Bildmanipulation sowie der Wirkung und den Folgen des Gezeigten auf die Betrachter. Das kennzeichnende Merkmal bildethischer Debatten ist, dass sie retrospektiv verlaufen, also ausgehend vom publizierten Bild geführt werden. Im Rahmen meiner Forschung über den internationalen Fotojournalismus in Israel/Palästina kam jedoch zu Tage, dass bezogen auf eine Ethik im Fotojournalismus für die Fotoreporter als Akteure im Feld andere Fragen relevant sind, die vor allem das Verhalten während des fotografischen Aktes betreffen und die in den bisherigen Debatten zum Thema Bildethik nicht oder nicht ausreichend thematisiert werden.

Ziel des Vortrages ist es, anhand konkreter Beispiele aus der fotojournalistischen Praxis in Israel/Palästina die Relevanz dieser Fragestellungen empirisch zu begründen und theoretisch zu verorten. Dafür wird nach einer Herausarbeitung der Besonderheit des fotografischen Aktes die Bildethik als eine Ethik des Bildhandelns hergeleitet, die Aufgrund der Fokussierung auf dem Bild als materiellem Produkt nur eingeschränkte Aussagekraft für den Moment der Produktion hat. Ausgehend von einer Klärung der Arbeitsbedingungen am foto-journalistischen Produktionsstandort Israel/Palästina werden konkrete Problemstellungen aus der fotojournalistischen Praxis in der Region diskutiert, die sich fünf Themenkomplexen zuordnen lassen: A.) Welches Verhalten ist erlaubt, um an Bilder zu kommen? B.) Wie sieht das Nähe-Distanz-Verhältnis zwischen Fotograf und Fotografiertem aus? C.) Wie wird mit einem Nein umgegangen? D.) Welche Rolle weisen die Fotografierten den Fotografen zu? E.) Soll ein Fotograf in die Situation vor der Kamera Eingreifen oder nicht? Für die daran anschließende theoretische Verortung der Fotojournalismusethik wird auf den in der Medienethik zentralen Begriff der Verantwortung zurückgegriffen und das von Ingrid Stapf entwickelte Modell gestufter Medienverantwortung für eine Bestimmung unterschiedlicher Verantwortungsebenen genutz.

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