Montag, 11. Juni 2012

Shots that bind: Fotojournalisten in Nablus


Auch wenn die Zeiten der zweiten Intifada, mit israelischen Panzern in palästinensischen Städten und Selbstmordattentaten in Israel mittlerweile der Vergangenheit angehören, so ist es doch mehr als interessant sich den Dokumentarfilm „Shots that bind“ der kanadischen Journalisten Kloie Picot anzuschauen. Im Mittelpunkt dieses Filmes aus dem Jahr 2006 stehen palästinensische Fotojournalisten und Kameramänner aus Nablus. Der Film stellt einen interessanten Einblick in die Arbeitsrealitäten dar und zeigt die Schwierigkeit des Lebens und Arbeitens in einer Konfliktregion auf.

Der Trailer des Filmes ist hier zu sehen:



Die einzelnen Teile des Filmes lassen sich über diesen Link anschauen:


Freitag, 25. Mai 2012

Fotofestival II: Berlin


Vom 2. – 30. Juni findet in Berlin das „Browse Fotofestival Berlin 2012“ statt. In dieser Zeit sind 80 Ausstellungen an verschiedenen Standorten in der Stadt sowie am Festivalgelände am Besselpark zu sehen. In der Profiwoche vom 18. – 22. Juni gibt es einige interessante Veranstaltungen unter anderem zum Thema Fotojournalismus und die Berichterstattung über den Nahen Osten. Der internationale Teil der Ausstellungen zeigt im wesentlichen ebenfalls fotojournalistische Projekte, so unter anderem das NOOR Projekt zum Klimawandel.

Fotofestival I: Hannover


Vom 13. – 17. Juni findet in Hannover das LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus statt. Im dritten Jahr bringen der Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie der Hochschule Hannover sowie der deutsche Fotojournalisten-Vereinigung FREELENS als Organisatoren 60 Ausstellungen junger Foto-Reporter aus aller Welt nach Hannover. Darunter sind auch interessante Foto-Projekte über die Länder des Ara-Spring oder die Unabhängigkeit des Sudan und werden Einblick in die zeitgenössische Konfliktfotografie bieten. Zu Vorträgen sind unter anderem Anja Niedringhaus, eine der wenigen international bekannten deutschen Kriegsfotografinnen eingeladen, sowie Munem Wasif aus Bangladesch als fotografische Stimme aus der südlichen  Hemisphere.




Montag, 6. Februar 2012

Rituale und Bilderstürme II


Nach meinem ersten Post im vergangenen Jahr zu zwei Filmen über Fotografen die im und über den Nahostkonflikt arbeiten, möchte ich hier auf zwei weitere Filme bzw. Projekte hinweisen.


Deadline Every Second

Der Dokumentarfilm des amerikanischen Hochschullehrers und Fotojournalismusexperten Kenneth Kobré gibt einen Einblick in die Arbeit von 12 Fotojournalisten der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Nur ein Teil der begleiteten Fotojournalisten arbeitet dabei im Bereich der Konfliktfotografie. Im Film sind jedoch drei FotojournalistInnen zu sehen, die in Israel und den palästinensischen Gebieten arbeiten: Oded Balilty, Khalil Hamra und Tara Todras-Whitehill.




Photojournalism behind the scenes?

Dieser kurze und sehr kontroverse Film bzw. Beitrag wurde von Ruben Salvadori, einem jungen italienischen Fotojournalisten produziert. Salvadori hat diese Bilder quasi „Undercover“ mit seiner Fotokamera gefilmt, als er als Praktikant einer lokalen  Nachrichtenagentur in Ost-Jerusalem arbeitete. Undercover, weil die gefilmten Fotojournalisten nicht wussten, dass sie gefilmt wurden. Das Ergebnis ist ein interessanter Einblick, aber tendenziös in seiner Ausrichtung und hat vor allem in der Fotojournalistengemeinde vor Ort viel Kritik hervorgerufen. Interessant ist, dass der Film vor allem von rechten Pro-Israel Gruppen positiv aufgenommen wird, denen dieser Film Gelegenheit dazu bietet, auf die vermeintlich anti-israelische Fotografengemeinde hinzuweisen. Ein guter Kommentar, dem eigentlich nichts hinzufügen ist, findet sich bei David Campbell.

Montag, 30. Januar 2012

Gedanken über eine konfliktsensitive Fotografie

Meiner Ansicht nach ist es sinnvoll, in Abgrenzung von der Konflikt- und Kriegsfotografie die Theorie – und damit auch eine Anleitung für die Praxis – einer Friedensfotografie bzw. einer konfliktsensitiven Fotografie zu entwickeln. Der Grund ist, dass Bildern in ihrer Funktion als Vermittler eine zentrale Rolle in der massenmedialen Berichterstattung zukommt, insbesondere wenn es um die Darstellung von Konflikten geht. Von daher müssen ihre Auswahl und ihre Produktionskriterien ob ihres Zweckes hinterfragt und Alternativen entwickelt werden. Vor allem, da konfliktive und gewalthaltige Situationen den strukturellen Vorteil sehr bildgewaltiger und visuell beeindruckender Ereignisse haben und somit geeigneter erscheinen, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen.

Zentral ist es mit ähnlichen Kriterien ans Werk zu gehen wie Wort-Journalisten die im Bereich des konfliktsensitiven Journalismus arbeiten. Die Konfliktsensitivität ist sicherlich der zentrale Begriff, der auch für Fotografen und Bildproduzenten Gültigkeit besitzt. Das heißt primär, mit Empathie und einer Fokussierung auf den Menschen an die Arbeit zu gehen, dass man ausgehend von einer umfangreichen Konfliktanalyse arbeitet, die Methoden der Friedens- und Konfliktforschung anwendet und die Perspektive der Bilder und Geschichten lösungsorientiert ist. Fotojournalistische Arbeit in diesem Sinn lässt sich ohne umfangreiche Recherchen im vorhinein nicht machen. Auch ein fundiertes konflikttheoretisches Wissen gehört dazu. Es reicht des Weiteren nicht aus, zu wissen wie man sich in Kriegs- und Krisengebieten bewegt und das eigene Leben schützt, auch das Wissen um die eigene Rolle und die Implikationen der eigenen Anwesenheit für den Konflikt sind zentral.

Über Bord geworfen werden muss meiner Ansicht nach das Konzept des Kriegsfotografen als dem neutralen Dokumentator oder Beobachter. Die Ausübung einer neutralen Funktion bei der Anwesenheit in Kriegen und Konflikten ist so gut wie unmöglich. Vom Moment unseres Auftauchens in der Region an hat die Anwesenheit des Fotografen positive oder negative Implikationen. Das Sinnvollste, was sich daraus ableiten lässt, ist eine Forderung nach Allparteilichkeit, die jedoch in der Praxis schwer umzusetzen ist. So ist es nicht unbedingt notwendig, mit jeder Partei zu reden und sie zu bebildern, aber es muss versucht werden mit gleicher Intensität auf beiden oder allen im Konflikt involvierten Seiten präsent zu sein.

Ein großes Problem stellt auch die Bildsprache dar, die vor allem in den Massenmedien von einer Faszination für dramatische und epische Untergangsszenarien geprägt ist. Ruinen, Opfer von Gewalt, die letzten Überlebenden, all dies sind „sexy“ Bilder die sich gut verkaufen lassen und die kurzfristig die Aufmerksamkeit des Medienrezipienten binden. Dies heißt keinesfalls, dass nicht Bilder vom Konflikt gemacht werden können, die eine ähnliche Faszination und Aussagekraft haben, ohne dass aber Gewalt und Leid im Mittelpunkt stehen.

Von zentraler Bedeutung ist auch den weiteren Weg nicht aus den Augen zu verlieren, den ein Bild ab dem Zeitpunkt der Aufnahme bis hin zum Abdruck in einem Medium nimmt. Auch hier könnten konfliktsensitive Standards implementiert werden. Mehr Bedeutung müsste den Angaben des Bildes gegeben werden, die vom Fotografen erstellt werden und die den Kontext der Aufnahmen erklären: Datum, Uhrzeit, Ort, Umstände, Bildunterschrift, Akteure und Namen der Abgebildeten. Diese Angaben müssen so ausführlich wie möglich dann auch im entsprechenden Medium abgebildet werden, um dem kritischen Rezipienten die Möglichkeit zu geben das Bild einzuordnen. Des Weiteren müsste von den Fotografen die Forderung an die Redaktionen getragen werden, sich so weit wie möglich von der Ein-Bild-Darstellung wie sie vor allem in den Tageszeitungen vorherrscht, zu verabschieden. Bildpaare, die zwei kleine Fenster auf das behandelte Thema öffnen, sollten dies ersetzen.

Diese Gedanken sollen eine Anregung zur Diskussion darstellen. Kommentare sind herzlich willkommen.

Donnerstag, 3. November 2011

Rituale und Bilderstürme


Mehr noch als in der wissenschaftlichen Literatur, ist die Arbeit von Fotojournalisten im Nahostkonflikt Thema mehrerer Dokumentarfilme. Auf unterschiedliche Art und Weise zeigen all diese Filme verschiedene Facetten des Berufsalltags lokaler und internationaler Fotojournalisten die in der Region arbeiten. Für meine Promotion stellen diese Filme einen hervorragenden Fundus dar und geben einen guten Einblick in die Komplexität der Geschehnisse vor Ort als auch der Herausforderung diesem fotografisch zu begegnen.

The Ritual

In diesem Jahr veröffentlichte der amerikanische Filmemacher Andrew Lampard eine erste kurze Version seines Filmes „The Ritual“. Darin zeigt er, wie im Jahr 2010 jeden Freitag Dutzende Fotojournalisten die Demonstration palästinensischer Jugendlicher im Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan begleiten. Der Film lebt von eindringlichen Aufnahmen aus dem fotojournalistischen Alltag sowie Interviews mit den Fotografen und enstand als Auftragsarbeit für die Columbia Journalism Review.
http://vimeo.com/26672512

Schusswechsel

Ein schon etwas älterer Film, der 2005 fertig gestellt wurde, begleitet den deutschen Fotografen Reinhard Krause, bei der Arbeit in Israel und Palästina. Krause war von 2000 bis 2004 Chef der Fotoabteilung des Büros der Agentur Reuters in Jerusalem. Der Film wurde von Context TV für den WDR erstellt. Bezeichnend das Zitat von Krause zu Beginn des Films: „Es ist extrem einfach, hier gute Bilder zu finden. Viel schwieriger ist es, zu verstehen, was hier wirklich passiert.“



Freitag, 30. September 2011

Der Alltag hinter dem Vorhang


Haben sie schon ein Mal Bilder des Alltags aus dem Gazastreifen gesehen? Bilder, in denen weder Aktivisten der Hamas oder der Fatah, noch israelische Soldaten in Kampfstellung, keine aufgebahrten Opfer und zerstörten Häuserblöcke zu sehen sind? Auch wenn ich viel die massenmediale Berichterstattung über den Konflikt verfolge, so habe ich bisher wenig dieser Bilder gesehen. Umso erfreuter war ich, den Artikel „Surfin Gaza“ in der deutschen Zeitschrift Mare vom August 2011 zu entdecken. Der Text stammt von Carsten Stormer, der als Konfliktberichterstatter hauptsächlich von den Philippinen und aus Asien berichtet, die Bilder sind vom italienischen Fotojournalisten Alessandro Gandolfi.

Und ein Blick auf seine Website, fördert neben der Geschichte zu den Surfern im Gazastreifen, zwei weitere interessante Reportagen über den Alltag Jugendlicher dort zu Tage. Man mag es kaum glauben was man sieht: familiärer Alltag, Jungs die Hiphop machen und breakdancen, junge Frauen beim heimlichen Schicha rauchen, Paare die sich für einen kurzen Moment berühren. Es sind Szenen von Menschen, die wie mehr als 6 Millionen andere auf dieser Welt in Würde und Selbstbestimmung, in Frieden und in Sicherheit leben wollen. Und diese jungen Menschen dort mit großem Respekt ins Bild zu setzen, dies hat Gandolfi geschafft. Es sind alltägliche Szenen, die jedoch durch ihre sensible fotografische Inszenierung einen großen Mehrwert haben. Das ist politische, engagierte Dokumentarfotografie wie sie die Medienkonsumenten viel zu selten sehen.