Vom 07. bis 09. Dezember
2017 findet in Berlin die Tagung "zeigen |andeuten | verstecken - Visuelle Kommunikation zwischen Ethik und Provokation"
statt. Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Fachgruppe Visuelle
Kommunikation der DGPuK und der Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen. Am
zweiten Tag (8. Dezember) werde ich dort über das Fotojournalismusethik
sprechen. Hier ist der Abstract zu meinem Vortrag:
Bildethik vs.
Fotojournalismusethik
Von der Ethik des
publizierten Bildes zur Ethik des fotojournalistischen Aktes
Insbesondere im Kontext fotojournalistischer
Bilder aus politischen und gewalthaltigen Konflikten kommt es immer wieder zu
kontrovers geführten Diskussionen über bildethische Fragestellungen. Meist geht
es dabei um Fragen der Bildmanipulation sowie der Wirkung und den Folgen des Gezeigten
auf die Betrachter. Das kennzeichnende Merkmal bildethischer Debatten ist, dass
sie retrospektiv verlaufen, also ausgehend vom publizierten Bild geführt
werden. Im Rahmen meiner Forschung über den internationalen Fotojournalismus in
Israel/Palästina kam jedoch zu Tage, dass bezogen auf eine Ethik im
Fotojournalismus für die Fotoreporter als Akteure im Feld andere Fragen
relevant sind, die vor allem das Verhalten während des fotografischen Aktes
betreffen und die in den bisherigen Debatten zum Thema Bildethik nicht oder
nicht ausreichend thematisiert werden.
Ziel des Vortrages ist es,
anhand konkreter Beispiele aus der fotojournalistischen Praxis in
Israel/Palästina die Relevanz dieser Fragestellungen empirisch zu begründen und
theoretisch zu verorten. Dafür wird nach einer Herausarbeitung der Besonderheit
des fotografischen Aktes die Bildethik als eine Ethik des Bildhandelns
hergeleitet, die Aufgrund der Fokussierung auf dem Bild als materiellem Produkt
nur eingeschränkte Aussagekraft für den Moment der Produktion hat. Ausgehend
von einer Klärung der Arbeitsbedingungen am foto-journalistischen
Produktionsstandort Israel/Palästina werden konkrete Problemstellungen aus der
fotojournalistischen Praxis in der Region diskutiert, die sich fünf Themenkomplexen
zuordnen lassen: A.) Welches Verhalten ist erlaubt, um an Bilder zu kommen? B.)
Wie sieht das Nähe-Distanz-Verhältnis zwischen Fotograf und Fotografiertem aus?
C.) Wie wird mit einem Nein umgegangen? D.) Welche Rolle weisen die
Fotografierten den Fotografen zu? E.) Soll ein Fotograf in die Situation vor
der Kamera Eingreifen oder nicht? Für die daran anschließende theoretische
Verortung der Fotojournalismusethik wird auf den in der Medienethik zentralen
Begriff der Verantwortung zurückgegriffen und das von Ingrid Stapf entwickelte
Modell gestufter Medienverantwortung für eine Bestimmung unterschiedlicher
Verantwortungsebenen genutz.