Mittwoch, 12. Oktober 2016

Eine neue Art der Kriegsfotografie


Der deutsche Fotograf Christoph Bangert fotografierte in Krisenländern wie Afghanistan, Pakistan und dem Irak. 2014 hat er mit seinem Fotoband "War Porn" für Aufsehen gesorgt. Darin zeigte der deutsche Fotograf Bilder, die den meisten Redaktionen zu drastisch waren, um sie zu veröffentlichen. Jetzt hat Bangert im Frühsommer mit einem zweiten Fotobuch nachgelegt.

Die Badische Zeitung schreibt folgendes über das neue Buch:

"Der Kölner Fotograf Christoph Bangert liebt abstruse Bilder. Bangert, der als Kriegsreporter im Auftrag der New York Times, des Stern und der Neuen Zürcher Zeitung in den Spannungsgebieten des nahen Ostens, im Irak oder in Afghanistan unterwegs war, fand an den Schauplätzen der Gewalt auch allerlei Kurioses."


Bei Spiegel Online wird der Band folgendermaßen kommentiert:

"Es gibt keine guten Seiten von Krieg, erst recht keine lustigen. Keine Pointe. Doch so einfach lässt sich das Narrativ nicht in Gut und Böse teilen, nicht in Täter und Opfer, und auch nicht in Leid und Glück. Trotz des Horrors gehören auch absurde Momente zur Realität der Soldaten im Irak und in Afghanistan"


In einem Text der Deutschen Presse-Agentur der in verschiedenen Tageszeitungen wie die Welt oder Augsburger Allgemeine veröffentlicht wurde heißt es:

"Mit seinen Bildern ruft er sich auch selbst vergessene Momente zurück in Erinnerung. Und sorgt dafür, dass sie auch von anderen erinnert werden. Sein Wunsch: Die Bilder irgendwann im Irak auszustellen, eine Party zu feiern, wenn dort das normale Leben wieder Überhand gewinnt. «Denn nirgendwo ist immer Krieg.»"


Über das Betrachten von Bangerts Bildern im Fotobuch sagt Sigrid Fischer in Corso beim Deutschlandfunk:

"hello camel" ist ein Ergebnis dieses Abenteuertrips von Christoph Bangert, so heißt sein neuer Fotoband, im Kehrer Verlag erschienen, sehr schön gestaltetes Buch mit tollem Einband. Und, ja, die Fotos dort zu sehen ist noch mal ein ganz anderer Effekt als sie im Internet zu sehen, da hat man natürlich auch Fotos, auf Ihrer Seite, aber das kann man nicht vergleichen."



Auf die Frage von Hendrik Haßel in einem Interview mit der Wochenzeitung "Freitag" wie er zum Begriff des Kriegsfotografen stehe, antwortete Christoph Bangert:

"Wenn man von Kriegsfotografen spricht, wird es sehr schnell emotional. Man wird dann zum Helden gemacht, der die Welt rettet und Kriege beendet. Das finde ich völlig überzogen."


Ein weiteres aufschlußreiches Interview mit Christoph Bangert führte Gesa Ufer für Deutschlandradio Kultur.


Ausstellung zu "Hello Camel"

Parallel zum Erscheinen des Buches war im Juni diesen Jahres zum ersten Mal auch eine Ausstellung mit Bangerts Bildern in der Freelens Galerie Hamburg zu sehen. Im September/Oktober war die Ausstellung in Bangerts Heimatstadt Köln zu Gast, ab Mitte Oktober ist sie im Kunstmuseum Singen zu sehen. Weitere Ausstellungstermine finden sich auf der Homepage von Christoph Bangert.


Das Hamburger Abendblatt führte folgendermaßen in die Ausstellung ein:

"Krieg ist schmutzig, blutig, bedeutet unvorstellbares Leid. Zuletzt erregte der Fotojournalist Christoph Bangert Aufsehen mit seiner Fotoserie "War Porn" (Kriegsporno), in der Gewalt, Tod und Zerstörung sehr präsent waren. In der Galerie Freelens ist nun eine andere, distanziertere Art seiner Kriegsfotografie zu sehen."


Der NDR hob in seiner Rezension eher auf das Umfeld der Präsentation und die Stimmung während der Vernissage ab und stellte dies in Zusammenhang mit dem Ausstellungsthema:

"Er will den Krieg so zeigen, wie wir ihn nicht zu sehen kriegen. Das absurdeste Bild des Abends war dann doch die Szenerie selbst. Menschen, die sich bei einem Glas Wein und angeregten Gesprächen Bilder von Menschen anschauen, die mit dem Krieg weiterleben. Auch das zählt zur Realität des Krieges, dass wir das Glück haben, ihn aus der Ferne zu betrachten, statt selbst zu erleben."


Eine ausführliche Bildergalerie zu "Hello Camel" hat der WDR veröffentlicht. Dort lässt sich gut ein Eindruck von Bangerts Fotografie erhalten. Erschienen ist das Buch wie bereits der Vorgänger "War Porn" im Kehrer Verlag (ISBN: 978-3-86828-683-0, 39,90 Euro). Bei Interesse ist das Buch auch direkt bei Christoph Bangert zu beziehen.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Ein Rückblick auf WarOnWall


Dieser Tage geht die Ausstellung WarOnWall auf der Berliner East Side Gallery zu Ende, einem der letzten erhaltenen Teilstücke der Berliner Mauer. Damit hat der Berliner Fotograf Kai Wiedenhöfer nach seinem Projekt "WallOnWall" erneut in beeindruckender Weise den öffentlicher Raum der Hauptstadt mit dokumentarischer Fotografie bespielt und dem Syrienkrieg ein visuelles Denkmal gesetzt. Das Projekt bekam in den vergangenen Monaten ein relativ breites Medienecho, auf das an dieser Stell der Blick gelenkt werden soll.



Meine Rezension der Ausstellung im Neuen Deutschland startet mit den Worten: 

"Es ist schon beeindruckend: auf 360 Metern hat der Berliner Dokumentarfotograf Kai Wiedenhöfer das zur Spree weisende Reststück der Berliner Mauer an der East Side Gallery in Friedrichshain mit Bildern aus dem Syrienkrieg bestückt."

Über die Zielsetzung der Ausstellung und Kai Wiedenhöfers Motivation schrieb ich auf Qantara.de:

"Kai Wiedenhöfer will die Medienkonsumenten mit einem anderen Bild aus Syrien konfrontieren, wie sie es aus der alltäglichen Berichterstattung nicht gewohnt sind und ihre klassischen Sehgewohnheiten herausfordern"

In der Süddeutschen Zeitung schreibt Hannah Beitz über den Ort der Ausstellung:

"Eine verstörende Wirkung haben diese Bilder gerade an diesem Ort im Berliner Ausgehviertel Friedrichshain, den Touristen für leicht verdauliche Portionen deutscher Geschichte gepaart mit friedlicher Kiffer-Idylle an der Spree besuchen."

Sabine Vogel schrieb in der Berliner Zeitung über die Wirkung von Wiedenhöfers Bildern:

"Sie sind ein Appell: Denn Krieg, Geschichte, Politik sind keine Naturkatastrophen oder göttliche Strafen, alles ist menschengemacht kann durch politische Maßnahmen geändert werden".

Auf Al Jazeera Online beschäftigt sich Gouri Sharma mit der Beziehung der Ausstellung zur Geschichte Berlins:

"The images are not dissimilar to what Berlin would have looked like after World War II - a link Wiedenhofer mentions - and could help put the conflict in context for a European audience."

Im Teckbote, der Zeitungs aus Wiedenhöfers Heimatregion schreibt Katja Eisenhardt:

"Es geschehen Dinge, mit denen wir umgehen müssen. Wir leben in keiner Isolation“, sagt der Fotograf. Auch er persönlich habe durch die unmittelbare Konfrontation gelernt, wieder das mehr zu schätzen, was man eigentlich hat – sei es materiell oder die Freiheit selbst."


Ein spannender Videobeitrag der gut die visuellen Eindrücke eines Besuchs Open-Air Ausstellung wiedergibt stammt von Christina-Maria Küfner (DW). Und einen schönen Audiobeitrag zum Besuch an der Westsidegallery gibt es beim Inforadio des RBB.
Ein weiterer kurzer Videobeitrag der Druckerei, die die riesigen Plakate zur Verfügung stellte, gibt einen tollen visuellen Eindruck der Dimension der Ausstellung.


Verbunden mit der Ausstellung läuft auch eine Spendenkampagne für die von Kai Wiedenhöfer porträtierten Opfer des Syrienkriegs in Kooperation mit der Stern-Stiftung. Der Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Kettler unter dem Titel „Syrian Collateral“ erschienen (ISBN: 978-3-86206-588-2, 25 Euro). Auf der Projektwebseite www.waronwall.org sind die Bilder ebenfalls zugänglich.

Montag, 19. September 2016

Aktuelle Artikel aus dem Sommer


Anbei findet sich eine kleine Übersicht mit Artikeln, die im Sommer 2016 von mir in verschiedenen Medien veröffentlicht wurden.


War Zone Freelance Exhibition in Berlin

Lokale und internationale Freelancer gehören zu den am meisten gefährdeten und gleichzeitig den am wenigsten bekannten journalistischen Akteuren in Konflikt- und Kriegsregionen. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihre Bilder und Geschichten einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, haben vier internationale Fotografen im vergangenen Jahr das Projekt „War Zone Freelance Exhibition“ ins Leben gerufen, das im März und April 2016 im Berliner Sprechsaal Station gemacht hat.

Der komplette Artikel findet sich auf "Menschen machen Medien".


"WARonWALL" auf der Berliner Mauer
Interview mit dem Fotografen Kai Wiedenhöfer

Der Berliner Kai Wiedenhöfer ist einer der bekanntesten deutschen Dokumentarfotografen. Schwerpunkt seiner fotografischen Tätigkeit ist der Nahe Osten. Im Laufe seiner fast 25-jährigen Karriere hat sich seine Bildsprache von einem klassischen dokumentarischen Schwarz-Weiß-Stil hin zu einer konzeptionell-dokumentarischen Farbfotografie entwickelt. Davon ist auch sein aktuelles Projekt „40 out of one million“ geprägt, in dem er sich mit den Folgen des syrischen Bürgerkriegs beschäftigt, und dass er zwischen Juni und August dieses Jahres unter dem Titel „WARonWALL“ auf einem Teilstück der Mauer in Berlin Kreuzberg präsentieren wird.

Das Interview findet sich in der Juni-Ausgabe der Photonews.


Inmitten des Krieges
Rezension zur Ausstellung "WarOnWall"

Aufgrund der umfassenden Berichterstattung über die aktuellen Ereignisse rund um Aleppo war der Syrienkrieg in der letzten Zeit wieder erstaunlich präsent in Deutschland und den hiesigen Medien. Noch stärker ist die Präsenz des Konflikts zurzeit in Berlin zu spüren, wo der Fotograf Kai Wiedenhöfer seine Arbeiten aus der Region auf die Überreste der Berliner Mauer plakatiert hat. Es ist eine der größten touristischen Attraktionen Berlins: Die sogenannte East-Side-Gallery, das größte noch zusammenhängende Teilstück der einstiegen Berliner Mauer, die hier darüber hinaus auf beiden Seiten mit bunten Graffiti verschönert wurde.

Der vollständige Artikel findet sich auf Qantara.
Das Projekt ist auch im Internet über eine eigene Webseite zugänglich.


Für und Wider eines Bilderverbotes
Ein Kommentar zur Debatte um Bilderverbote

Ausgehend von der Ankündigung der französischen Tageszeitung Le Monde, im Nachgang des Attentats von Nizza keine Bilder der Attentäter mehr zu veröffentlichen, um eine Heroisierung der Tat und der Täter zu verhindern, ist in den deutschen und europäischen Feuilletons eine Debatte über das Für und Wider eines Bilderverbots entbrannt. Mir erscheint es verkürzt, eine Debatte um die Abstinenz von Bildern nach Terroranschlägen zu führen, ohne ein größeres Panorama aufzufalten und die Mechanismen und Strukturen des Krisenjournalismus als Ganzes zu betrachten.

Der komplette Text findet sich auf "Menschen machen Medien".


„Wir wollen dazu anregen, über das Jetzt nachzudenken“
Interview mit der Itala Schmelz

Mexiko-Stadt ist nicht nur eine der größten Städte der Welt und Hauptstadt eines der größten und wichtigsten Länder Lateinamerikas, sondern auch ein Ort mit einer erstaunlich lebendigen und vielseitigen Fotografiezene. Eine der wichtigsten Institutionen im Bereich der Fotografie – und eine Oase der Ruhe und Reflexion inmitten des chaotischen Stadtzentrums – ist das 1994 gegründete staatliche „Centro de la Imagen“. Ich habe mit der Leiterin der Institution, der Kunstwissenschaftlerin Itala Schmelz, über die Ausrichtung des Hauses, die mexikanische Fotoszene und die Identitätsfindung in einer globalisierten Welt gesprochen.

Das komplette Interview findet sich in der Juli/August Ausgabe der Photonews.


Das Mekka des Fotojournalismus
Ein Besuch in Perpignan

Jedes Jahr Anfang September pilgern Hunderte von Fotojournalisten zum Festival "Visa pour l'Image" im südfranzösischen Perpignan. Das seit 1989 stattfindende Festival ist während der "Professional Week" einer der wichtigsten Treffpunkte für die internationale Fotojournalismusszene. Neben einem guten Dutzend Ausstellungen internationaler Fotografen gibt es Portfolioreviews, Diskussionsrunden, Fotografenvorträge und abendliche Projektionen. Felix Koltermann hat das Festival für MMM besucht.

Der komplette Text ist bei "Menschen machen Medien" einsehbar.


Freitag, 9. September 2016

Fotografie und Fotojournalismus in Frankreich


Trotz der globalen bzw. transnationalen Ausrichtung des Fotojournalismus hat das Gewerbe nationale Besonderheiten, vor allem was die jeweiligen Organisationen sowie spezifische Medien angeht. Meinen Recherchen beim Besuch Anfang des Monats auf dem französischen Fotofestival "Visa pour l'Image" in Perpignan möchte ich zum Anlass nehmen, den Blick auf den Fotojournalismus in Frankreich zu richten und einige Magazine, Organisationen und Festivals vorzustellen. 
 



Aufgrund der großen Frustration angesichts der zunehmenden Prekarisierung im Fotojournalismus und der Untätigkeit der französischen Politik dieser gegenüber, veröffentlichten verschiedene französische Organisationen auf dem diesjährigen Festival in Perpignan das Manifest "5 ans, 3 ministres, 0 mesures". Dort fordern sie unter anderem einen Mindestlohn für Freelancer, einen Verhaltenskodex für Redaktionen zum Umgang mit Fotografen sowie eine Verbesserung der Vertragsbedingungen. Das Manifest folgte auf einen Report zum Zustand des Fotojournalismus in Frankreich, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.

Der von der Organisation SCAM veröffentliche Bericht "Photojournaliste: Une profession sacrifié" beinhaltet einige interessante Informationen. So wurde darin grundsätzlich erst einmal davon ausgegangen, dass nicht der Fotojournalismus, sondern das Businessmodell des Fotojournalismus in der Krise steckt. Als Ursachen wurden vor allem die Ökonomisierung der Branche und die Bestrebungen zur Gewinnmaximierung der Verlagseigentümer genannt.

Interessant im Report sind bspw. auch die Zahlen zu den französischen Fotoreportern die über einen Presseausweis verfügen. Zwischen 2001 und 2014 ist ihre Zahl von 1457 auf 816 zurückgegangen. Der Hintergrund sind die strengen und veralteten Regeln zum Erhalt eines Presseausweises die verlangen, dass die Fotoreporter über 50% ihres Einkommens mit Publikationen in der französischen Presse verdienen. Anders als in Deutschland bekommen damit auch Werbe- und Porträtfotografen keine Presseausweise. Die Regeln zum Erhalt des Presseausweises den Realitäten anzupassen und z.B. auch das Arbeiten für ausländische Medien oder den Erhalt von Stipendien anzuerkennen, ist ebenfalls eine Forderung der Unterzeichner des Manifests.

Französische Standesorganisationen

Die Unterzeichner des Manifestes geben auch einen guten Überblick über die wichtigsten Standesorganisationen der Fotografie in Frankreich. Als Initiator trat die Organisation SCAM auf, die ähnlich wie die VG Bildkunst in Deutschland als Rechteverwerter auftritt. Dies gilt auch für die Organisation SAIF. Während die SAIF stärker bildorientiert ist, liegen die Wurzeln der SCAM eher in der Verwertung von Textrechten. Über die Öffnung hin zu Multimedia ist jedoch auch der Bereich Bild dazugekommen. Auch drei Fotografen- bzw. Journalistengewerkschaften waren dabei, die UPP, die SNJ sowie die SNJ-CGT.

Die "Union desPhotographs Professionell" (UPP) ist die größte französische Fotografenorganisation, die alle Arten von Fotografen vertritt, vom Fotojournalismus, die Kunst bis hin zum Handwerk. Fotojournalisten machen jedoch nur einen kleinen Teil ihrer Mitglieder aus. Ähnliches gilt für die beiden Journalistengewerkschaften Société Nationale des Journalistes (SNJ) sowie die Untergruppe Journalismus der CGT. Nicht zu den Unterzeichnern gehörte der französische Freelancerverband Freelens. Der Verband, der ein Namensvetter der deutschen Organisation Freelens ist, dümpelt jedoch in der Bedeutungslosigkeit vor sich hin, da er nie eine kritische Masse von Mitgliedern erreichte.

Der französische Bildermarkt

Der größte und wichtigste Akteur auf dem französischen Bildermarkt ist der Bilderdienst der staatlichen Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP). Weitere wichtige Bild- und Fotografenagenturen sind SIPA Press, Agence Vu und Cosmos. Im Zuge der Konzentrationsbewegungen auf dem Bildermarkt sind in den letzten Jahren jedoch auch einige Agenturen wie bspw. Gamma vom Markt verschwunden bzw. wurden in andere Agenturen integriert. Eine recht neue Agentur, die in den Händen von Fotografen ist, nennt sich MYOP und war auch in Perpignan präsent. Zunehmend an Bedeutung gewinnen kleinere Kollektive von Fotografien wie Fractures oder Bob Photolab. Als reine Vermarktungsplattform ist Divergence Images angetreten.

Ähnlich wie Deutschland hat auch Frankreich eine lange Tradition von Nachrichtenmagazinen, die bis heute eine wichtige Plattform des Fotojournalismus darstellen. Unschlagbar und geschichtsprägend war das von von 1928 bis 1940 erschienene Magazin VU. Als Sponsor des Festivals trat das Magazin Paris Match auf, dass jedoch sehr stark Boulevard orientiert ist. Klassische Nachrichtenmagazine sind L'Express und Le Point sowie das etwas kleinere Regards. Wöchentliche Magazinbeilagen haben auch die Tageszeitungen Le Figaro und Le Monde. Unter den Tageszeitungen haben vor allem Le Monde, Le Figaro und Libération eine wichtige Bedeutung für den französischen Fotojournalismus.

Die bekannteste Fotozeitschrift ist "Photo", die jedoch keinen besonderen Fotojournalismusschwerpunkt hat. Den wichtigsten Platz innerhalb der unabhängigen Fotomagazinszene nimmt "6 mois" ein, das, wie der Name es erraten lässt, halbjährlich erscheint und schwerpunktmäßig die Fotografie einzelner Länder vorstellt. Ursprünglich nur auf französisch erscheinend hat sich "L'Oeil de la Photographie" (Das Auge der Fotografie) zu einer internationalen Onlineplattform für Fotografie in Französisch, Englisch und Chinesisch entwickelt.

Fotofestivals in Frankreich

Frankreich hat eine ganze Reihe von Festivals, die sich dem Fotojournalismus widmen. Das wohl bekannteste ist das in Perpignan stattfindende Festival "Visa pour l'Image", dessen Ausrichtung die Nachrichtenfotografie ist. Neben einem guten Dutzend Ausstellungen internationaler Fotografen gibt es Portfolioreviews, Diskussionsrunden, Fotografenvorträge und abendliche Projektionen. Stärker künstlerisch und dokumentarisch gibt sich das Festival Rencontres D'Arles, dessen Schwerpunktwoche im Juli eines jeden Jahres ist. Der Prix Bayeux-Calvados für Kriegskorrespondenten ist ebenfalls mit Ausstellungen zur Kriegsfotografie verbunden. Der wichtigste Ort für den fotografischen Kunstmarkt ist die Messe Paris Photo. Ende 2015 fand in Paris zum ersten Mal die "Biennale de Photo du monde Arabe" statt, die im kommenden Jahr ihre Fortsetzung finden wird. Zu einem der wichtigsten Awards hat sich innerhalb weniger Jahre der Prix Carmignac gemausert.

Nicht fehlen sollen an dieser Stelle auch einige kurze Hinweise auf Fotografiemuseen in Frankreich. Das bekannteste ist die "Maison Européenne de la Photographie" in Paris, die immer wieder auch große Dokumentarfotografieausstellungen auf den Weg bringt. Daneben gibt es kleinere Museen über das ganze Land verteilt, wie bspw. die Galeria "Chatea d'Eau" in Toulouse, das "Théatre de la Photographie et de l'image" in Nizza oder die "Maison de la Photographie" in Lille. In Perpignan hat sich im vergangenen Jahr das "Centre International du Photojournalisme" gegründet, das ein Online-Archiv aufbaut und im Winter zwei Ausstellungen sowie eine Dauerausstellung zeigt.

Dieser Artikel ist ein kleiner Einstieg in den Fotojournalismus in Frankreich. Gerne nehme ich Kommentare und Ergänzungen entgegen, auch über die Kommentarfunktion. Diejenigen, die mir auf Twitter folgen, können dort die Liste "Photojournalism in France" abonnieren. Eine Einführung in das Berufsbild Fotojournalist aus französischer Sicht bietet der Band "Etre photojournaliste aujourd'hui" aus dem Verlag Eyrolles.

Montag, 5. September 2016

Ein Blick auf die Probleme der Welt


Im südfranzösischen Perpignan trifft sich jedes Jahr Anfang September die internationale Fotojournalismusszene beim Festival "Visa pour l'Image". Schwerpunkt ist die sogenannte "Professional Week" mit Fotografenvorträgen, Podiumsdiskussionen, Portfoliosichtungen und abendlichen Projektionen. Daneben werden ein gutes Dutzend Ausstellungen international bekannter Fotojournalisten gezeigt, die vom langjährigen Festivalleiter Jean-Francois Leroy ausgesucht und zum Teil kuratiert wurden.

 

Die Fotografie, die in Perpignan zu sehen ist, lässt sich am besten mit den Stichworten Nachrichten- und Pressefotografie umschreiben. Viele der Fotografen die mit Ausstellungen vertreten waren, arbeiten frei oder festangestellt für internationale Agenturen wie Associated Press (AP), Agence France Presse (AFP), Reuters oder SIPA Press. Die Ausstellungen behandeln meist tagesaktuelle Themen, die in Form von umfangreichen Serien gezeigt werden. Im Vordergrund stehen in der Regel Themen aus der Konflikt- und Krisenberichterstattung. Krise wird dabei jedoch nicht nur politisch, sondern auch sozial und humanitär verstanden. Der Ruf Perpignans, ein Ort für die klassische Kriegsfotografie zu sein, konnte sich in diesem Jahr jedoch nicht bestätigen.

Das dominanteste Thema der diesjährigen Ausstellungen war die sogenannte Flüchtlingskrise, die beispielsweise von Yannis Behrakis von Reuters oder Aris Messinis von AFP eindrucksvoll ins Bild gesetzt wurde. Treffend war vor allem der Titel zu Messinis Serie "Krieg in Zeiten des Friedens". Dass die Flüchtlingskrise so prominent vertreten war ist nicht verwunderlich, war dies doch eines der wichtigsten Themen des letzten Jahres der internationalen Agenturen. Wie wichtig die Tagesaktualität für das Festival ist, zeigte sich auch am Monatsrückblick der wichtigsten Themen, der am Anfang der abendlichen Präsentationen stand. Andere ausgestellte Themen waren z.B. das Zika Virus in Brasilien (Felipe Dana), der Alltag von Abhängigen der Droge Paco in Argentinien (Valerio Bispuri) der Kampf gegen den IS (Frédéric Lafargue) oder der Krieg in Afghanistan (Andrew Quilty).

Ausnahmen von der Krise und die Ethik

Aber es gab auch Ausnahmen von der Krise. So war eine Serie der Französin Claire Allard zu sehen, die Backstage Bühnenarbeiter bei ihrer Arbeit begleitete. Leider war diese jedoch fotografisch sehr monoton im immergleichen Weitwinkelformat umgesetzt. Und Catalina Martin-Chico folgte den Spuren der letzten Nomaden im Iran zwischen ihren Sommer- und Winterlagern und zeigte die Schwierigkeiten, sich zwischen einem urbanen Leben und dem Nomadentum zu entscheiden. Mit dem Canon Female Photojournalist Award war schon 2015 die Arbeit von Anastasia Rudenko über Internate von Psychisch Kranken in Russland ausgezeichnet worden. Und Niels Ackermann lieferte ein intimes Porträt der Kinder von Tschernobyl in Slavutych, der jüngsten Stadt der Ukraine.

Einige der präsentierten Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit NGO's oder wurden gleich komplett von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (Fractured State von Dominic Nahr über den Südsudan) oder politischen Institutionen wie dem Europäischen Parlament (Displaced über weibliche Migranten von Marie Dorigny) finanziert. Dies führte dieses Jahr auf dem Festival zu Recht zu einer von James Enstrin auf dem New York Times Lens Blog angestoßenen Debatte über die Ethik und die Unabhängigkeit des Journalismus. Wobei es sicherlich keine einfache Antwort auf die Frage gibt, wo in einem immer komplexer werdenden Fotojournalismusmarkt die Grenzen redaktioneller und fotojournalistischer Freiheiten liegen.



Visa und die Stadt

Nur höchsten selten wird das Festival im Kontext der Stadt Perpignan betrachtet, weshalb an dieser Stelle ein Hinweis in dieser Richtung nicht fehlen soll. Die Diskrepanz zwischen den für das Festival aus der ganzen Welt anreisenden Besuchern und der Stadt könnte nicht größer sein. Es herrscht eine seltsame Stimmung in der Stadt, die ein beklemmendes Gefühl hinterlässt. Dies liegt vor allem an den vielen geschlossenen Geschäften, der offensichtlichen Armut vieler Bewohner der Altstadt und einer offenen Drogenszene. Der Gegensatz zu den von der Polizei abgeschirmten Ausstellungsorten sowie den luxuriösen Abendempfängen auf der einen Seite und dem Alltag der Stadt auf der anderen Seite ist augenfällig und das wohl größte Paradox des Festivals.


Mehr Informationen zum jährlichen stattfindenden Festival gibt es auf der Webseite www.visapourlimage.com und dem dazugehörigen Blog https://visapourlimage.wordpress.com/. Etwas ausführlichere Rezension zu Visa werden demnächst beim Onlinemagazin "Menschen machen Medien" der DJU sowie in der Oktoberausgabe der Zeitschrift Photonews erscheinen.

Montag, 29. August 2016

Kriegsfotografie in der Literatur


Es gibt kaum ein großes Thema das auf die eine oder andere Weise nicht den Eingang in die Weltliteratur gefunden hat. Dazu gehören auch die Kriegsfotografie und das Leben der Kriegsreporter. Im deutschen Verlag C.H.Beck ist im Sommer ein neuer Roman der Südtiroler Schriftstellerin Sabine Gruber zum Thema erschienen.

 
In „Daldossi oder das Leben des Augenblicks“ erzählt Gruber die Geschichte des in die Jahre gekommenen Kriegsfotografen Bruno Daldossi. Bei seinem Magazin „Estero“ aus Hamburg geht seine Zeit zu Ende und die Jahre auf der Walz haben seine Spuren hinterlassen. Die Liebe bricht auseinander und er hat sich dem Alkohol verschrieben. Ein neuer Auftrag auf der Mittelmeerinsel Lampedusa zum Thema Migration und Flucht verspricht Abwechslung und Änderung. Gruber hat ausführlich über das Thema Kriegsfotografie und Fotojournalismus recherchiert und verpackt diese Informationen geschickt in den Roman und verwebt dies mit einer persönlichen Geschichte. So muss Daldossi beispielsweise – wie auch die Journalisten und Fotografen im richtigen Leben – durch einen Trainingskurs für Krisenjournalismus auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg. Und auch das Thema Alkohol ist im Alltag vieler leider oft präsent.


Es gibt andere Bücher, die ebenfalls das Thema behandeln, meist jedoch aus einer autobiographischen Perspektive. Das bekannteste ist wohl „Bang Bang Club“, in dem die beiden südafrikanischen Fotoreporter Greg Marinovich und Joao Silva über ihre Arbeit Anfang der 1990er zum Ende des Apartheidregimes schreiben. Bei Wunderhorn ist es im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen. Viel Aufmerksamkeit bekam Anfang des Jahres die Autobiographie „Jeder Moment ist Ewigkeit“ von Lynsey Addario. In „Augen auf und durch! Mein Leben als Kriegsreporter“ erzählt der deutsche Stern-Fotograf Perry Kretz seine Geschichte. Bisher nur auf Englisch liegt „Shutterbabe“ von Deborah Kogan vor, in dem sie ihren Weg in den professionellen Fotojournalismus skizziert.

Liste der erwähnten Bücher:
Deborah Kogan, Shutterbabe, 336 Seiten, Random House 2002




Montag, 22. August 2016

Omran und die Debatte um die Macht der Bilder


Vor einer knappen Woche ging in den deutschen und internationalen Medien das Bild des geretteten syrischen Jungen Omran aus Aleppo um die Welt. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Bild zu einer Ikone des Bürgerkrieges in Syrien. Schnell wurde es mit dem Bild des toten Kindes Aylan verglichen, das im vergangenen Jahr zur Ikone wurde. Ähnlich wie damals löste es auch eine Debatte um die Macht von Bildern aus. Untenstehend eine kleine Übersicht über die diesbezügliche mediale Diskussion.


Der Spiegel thematisierte die Entstehung des Bildes und sprach mit dem Urheber des Bildes:

„Er habe schon viele Luftangriffe in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo miterlebt und fotografiert, sagte Mustafa al-Sarout. Und so war es auch am vergangenen Mittwoch: Da filmte er unter anderem den fünfjährigen Omran, wie er staubig und blutend in einem Krankenwagen sitzt und apathisch ins Leere starrt. Die Bilder gingen um die Welt: als Symbol für die Schrecken dieses Bürgerkrieges.“


Eine Einordnung des Bildes ob ihrer Bedeutung nahm Fiete Stiegers auf NDR.de vor:

Das Bild bewegt die Menschen, die es sehen: Ein kleiner Junge hockt verstört auf dem orangenen Sitz eines Krankenwagens, verschmutzt und mit blutverschmierten Kopf. Retter haben ihn nach einem Bombenangriff auf die umkämpfte syrische Stadt Aleppo aus den Trümmern gezogen. Es erinnert an das Bild einer staubbeckten New Yorkerin am 11. September.“


Inwieweit das Bild auch in den Medien Russlands Verbreitung fand, thematisierte SWISS Info:

„In das russische Internet gelangte das Foto von Omran vor allem über die russischsprachigen Seiten internationaler Medien wie der Deutschen Welle oder der BBC. Der für Auslandspropaganda zuständige russische Fernsehkanal Russia Today deutete die Verbreitung des Fotos als gezielte Kampagne. "Warum hat sich das Bild des Jungen aus Aleppo (#aleppoboy) viral verbreitet und nicht das anderer Kinder, die vom Krieg betroffen sind?", heisst es in einem Videoclip.“


Über die Entstehungsbedingungen von Bildern in Aleppo und Syrien, wie das von Omran, reflektierte Caroline Bock auf Meedia:

„Die Bilder aus Aleppo entstehen generell nicht ganz zufällig. Medien-Aktivisten suchen Motive mit dem Ziel, ikonische Bilder zu schaffen. Sie wissen sehr genau um die Wirkung, die von den Aufnahmen ausgehen kann. Im Fall von Omran war es das oppositionelle Aleppo Media Center, das am Mittwochabend nach einem Luftangriff ein Video aufnahm.“


Reaktionen deutscher, vor allem christlicher Hilfswerke, ob das Bild Publikationswürdig ist, thematisierte die Webseite Evangelisch:

„Das Foto eines verletzten Jungen aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo hat am Donnerstag die Menschen weltweit berührt. Deutsche Hilfsorganisationen reagierten zurückhaltend auf das Bild des fünfjährigen Omran. "Wir würden es so nicht zeigen, weil wir Menschen grundsätzlich nicht als Opfer darstellen", sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel in Berlin.“


Thomas Fricker argumentierte in der Badischen Zeitung, warum es legitim ist, das Bild zu zeigen und was seinen Erfolg ausmacht:

„Wir leben in einer Welt der Bilder. Da ist es legitim, die Welt mit Bildern aufzurütteln. Gut möglich, dass der Junge eben deshalb gefilmt worden ist. Das ändert aber nichts an der Not in Aleppo. Hinschauen – das ist die Botschaft diese Bilder. Verdrängen ist nicht. Selbst wenn all dies an der Ohnmacht dem Krieg gegenüber erst mal nichts ändert.“


Die Dauerhaftigkeit der vermeintlichen Schockwirkung des Bildes, stellte Andreas Schwarzkopf auf FR Online in Frage:

Man darf aber auch nicht zu viel erwarten von einem einzigen Foto oder dem Video, aus dem das Bild stammt. Für viele wirkt es wie ein Schrei gegen die Unmenschlichkeit, wie ein Plädoyer für das Ende des Krieges. Andere wiederum fürchten, die emotionale Empörung werde nach kurzer Zeit verebben, wie sie schon so oft verebbt ist.“


Samstag, 6. August 2016

Webvideos „This is Conflict“


Was wir als Konsumenten kennen, sind die Bilder. Bilder aus Krisen und Kriegen, von Katastrophen und Konflikten. Sie geben uns einen kleinen Einblick in das, was direkt neben uns oder weit entfernt passiert. Diejenigen die diese Bilder machen, kommen selten zu Worte, ebenso wie wir nur selten mehr darüber erfahren, wer die Menschen auf den Bilder sind. Einen kleinen Einblick gibt es mit der Dokumentation „This is Conflict“.

Eigentlich sind es sechs Interviews mit Fotografen, die der amerikanische Filmemacher Nick Fitzhugh zu einem kleinen ca. 35 minütigen Film zusammengefügt hat. Jedes der Interviews ist an einem anderen Ort aufgenommen, in den USA, Kenia oder Mexiko. Darüber hinaus leben die kurzen Clips, die im Internet auch einzeln abrufbar sind, von den Bildern der Fotografen, die zur Visualisierung und zur Illustration einzelner Geschichten genutzt werden. Produziert wurde der Film für den Streamingdienst Netflix von Fitzhughs Produktionsfirma Refix..


CONFLICT: Miniseries from redfitz on Vimeo.


Die für das Projekt interviewten Fotografen sind Robin Hammond, Joao Silva, Donna Ferrato, Pete Muller, Nicole Tung und Eros Hoagland. Der Film lebt von ihren emotionalen Erzählungen über ihr Tun, über ihre Motivationen, ihr Scheitern und ihre Verluste. Dabei sind es ganz unterschiedliche Konflikte, die sie fotografisch dokumentieren. Auch wenn es viel um klassische kriegerische Konflikte geht, gibt es auch andere Themen wie die Folgen sexualisierter Gewalt, deren Dokumentation das Lebenswerk der amerikanischen Fotografin Donna Ferrato ist.

Sie wirken sympathisch und verletzlich, die sechs interviewten Fotografen, nicht wie Draufgänger. Bei Eros Hoagland war schon der Vater als Fotograf in den Bürgerkriegen Lateinamerikas unterwegs. Als Eros 15 war, verlor der Vater sein Leben in El Salvador. Noch in den Zwanzigern verlor Nicole Tung ihren Freund Chris Hondros in Lybien und ihren Kumpel Jamels Foley in Syrien. Diese Schilderungen sind die emotionalsten Momente im Film. Da merkt man, wie nah der Job jedem und jeder Einzelnen geht.

Zu Beginn jedes Films laufen in kurzer Zeit Dutzende Bilder mit dem Klickgeräusch der Kamera ab. Es soll wohl die Bilderflut symbolisieren, einen Hinweis auf die Tausenden und Abertausenden von Bildern geben, welche die Fotografen jährlich produzieren. Gleichzeitig werden einige Bilder als Stils gezeigt, dienen als Aufhänger für Geschichten, was etwas Ruhe in den Film bringt und die Bilder lebendig werden lässt.

Einige der Aussagen der Fotografen geben zu denken. So sagt der Südafrikaner Joao Silva: „I could be on the other side of the camera. It’s just a matter of geography“. Damit setzt er sich auf Augenhöhe mit den Fotografierten, nivelliert mögliche Unterschiede. Und Pete Muller, der in Kenia lebt, zerstört den Mythos des Kriegsfotografen in dem er sagt: „I am a conflict photographer, but I am not a combat photographer“. Er führt weiter aus, dass er an den Bildern hinter dem Schlachtfeld interessiert ist, was der Film eindrücklich zeigt.

Es gibt auch eine Webseite zum Film "This is Conflict" mit den Bios der Fotografen. Auf den sozialen Medien ist das Projekt unter dem Hashtag #thisiconflict auf Twitter, Facebook und Instagram zu finden.

Samstag, 25. Juni 2016

Presseschau zum LUMIX Festival in Hannover


Vom 15. bis 19. Juni fand auf der EXPO Plaza in Hannover das fünfte LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus statt. Mit einem neuen Besucherrekord von fast 40.000 Menschen hat sich das Festival als Publikumsmagnet sowie Treffen der deutschen Fotojournalismusgemeinde fest etabliert. Neben den 60 Ausstellungen gab es ein volles Begleitprogramm mit Fotografenvorträgen sowie kleinen Aktionen im neu geschaffenen Containerdorf. Im Folgenden finden sich eine kleine Presseschau mit einigen Rezensionen deutscher Medien zum LUMIX-Festival.



„Das 5. Lumix-Festival präsentiert Arbeiten junger Nachwuchs-Fotojournalisten. Im Zentrum stehen Flüchtlingsschicksale, es gibt aber auch Skurriles abseits des Mainstreams zu sehen. "Die psychologische Nähe zu dem Sujet ist viel mehr entscheidend als die physische Nähe zu den Objekten", sagt Festivalleiter Rolf Nobel.“

Jochen Stöckmann für Deutschlandradio Kultur


 „Es sei das breiteste Themenspektrum der bisherigen Lumix-Historie, sagte Nobel bei der Vorstellung des Festivals. Es ist auch sein Verdienst, dass es so eine raumgreifende Fotoausstellung überhaupt noch gibt. Denn wir haben eigentlich genug von Bildern, wir stecken bis zum Hals drin. Es wird immer schwerer, in der Schnellschnell- und Exhopp-Kultur der Sozialmedien zu vermitteln, dass gute Bilder Zeit, Mühe und Geld kosten.“

Uwe Janssen für die HAZ


 „Dass ein Festival für jungen Fotojournalismus gerade in Hannover stattfindet, kommt nicht von ungefähr. Die Hochschule Hannover gilt als einer der besten Studienorte für Reportagefotografie weltweit, am Sprengelmuseum sind gerade erst Räumlichkeiten und Personal für die Abteilung künstlerische Fotografie erweitert worden und im letzten Jahr hat die älteste deutsche Fotoagentur Visum ihren Sitz in die niedersächsische Landeshauptstadt verlegt.“

Agnes Bührig für den Deutschlandfunk


 „Das andere Fotojournalismusfestival von Rang in Europa, in Perpignan, spitzt sich innerhalb von Bildgeschichten zu auf das „eine“ herausragende Foto in Konflikten, Gewalt, Katastrophen, das zur Ikone werden kann, auch als Brücke zum jährlichen „World Press Photo Award“. Lumix unterschlägt das nicht, setzt aber auf besinnlichere, hintergründige Themen und vor allem auf Bildgeschichten und Reportagen.“


Robert von Lucius für The European


„Vor dem Hörsaal im Design-Center steht eine ältere Dame und setzt Zeichen für die Freiheit des Bildes. Drinnen sollen gleich berufene Leute über die Ethik der Fotografie reden beim Lumix-Festival auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Hannover. Es sind nur noch wenige Minuten, bis die Podiumsdiskussion zum Thema "Bilder als Dokumente der Realität - Was muten wir dem Betrachter zu?" beginnt. Das interessierte Publikum strömt herbei. Diese Gelegenheit nutzt die Dame, um ihre Solidaritätspostkarten zu verteilen, auf denen steht: "Freiheit für Felipe Durán."“

Thomas Hahn für die SZ


„Das Gesicht der ermordeten britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox kennen seit einigen Tagen Internetnutzer, Fernsehzuschauer und Zeitungsleser in aller Welt – durch die Medien, die zu der Nachricht von ihrem Tod Bilder liefern. Doch welche sind angesichts ihres Schicksals angemessen? Archivbilder der strahlenden Frau, Fotos vom abgesperrten Tatort mit einem am Boden liegenden Opfer, Aufnahmen von trauernden Menschen am Ort des Geschehens?“

Joachim Görres im Weser-Kurier

Auch auf Twitter gab es eine kleine Diskussion bzw. Begleitung des Festivals, die unter dem Hashtag #LumxiFestival nachzuvollziehen ist.

Donnerstag, 16. Juni 2016

Fotografiestudium International


Als Teil des LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus an der Hochschule Hannover fand am 16. Juni 2016 ein Treffen internationaler Foto-Hochschulen statt. Es war Teil des Kick-Offs für eine internationale Klasse am Studiengang für Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover, die im März 2017 starten soll. Die von den Professoren Lars Bauernschmitt und Karen Fromm verantwortete Initiative hat zum Ziel, die internationale Kooperation des Studiengangs zu stärken und im auf Deutsch gelehrten Curriculum Platz für Kurse auf Englisch für die internationalen Gaststudenten zu schaffen.

Spannend an der Vorstellung der sieben verschiedenen Institutionen, war deren unterschiedliche Ausrichtung und disziplinäre Verortung. Deutlich hervor trat, wie stark die Ausbildung von Fotojournalisten in Deutschland und Europa in einer fotografischen Tradition steht, was sich an der Verortung der Hochschulen im Design, wie an der Hochschule Hannover, oder an Kunstakademien, wie in Holland und Irland, zeigte. Einzig die Gäste aus Dänemark sind mit ihrem Studiengang im Journalismus angesiedelt an der Danish School for Media and Journalism. Ähnlich ist dies auch an der Missouri School of Journalism, bei deren Vorstellung sich die starke journalistische Tradition des amerikanischen Fotojournalismus zeigte. Die einzige Institution aus dem globalen Süden war das Patshala South Asian Media Institute.

Hier ist eine Aufstellung der am 16. Juni beteiligten Institute:









Neben den in Hannover vorgestellten Hochschulen und Fotoschulen gibt es eine Vielzahl weiterer Schulen, sowohl in Deutschland und Europa, als auch weltweit. Die Sonderstellung Hannovers und einiger in Hannover präsenter Studiengänge ist der eher seltene Schwerpunkt auf dem Fotojournalismus und der dokumentarischen Fotografie. Einige weitere Beispiele, die das präsentierte Angebot bereichern und zum Teil auch einen Schwerpunkt auf Fotojournalismus haben, aber ebenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit genießen, folgen hier: