Unter dem Titel
"Zirkelschluss" zeigt das Kasseler Museum für Sepulkralkultur drei
fotografische Arbeiten, die sich mit dem Themenkomplex Fotografie und Krieg
beschäftigen. Unter "Zirkelschluss" verstehen die Macher der Ausstellung
den Teufelskreis, der aus der Logik von Gewalt entsteht: "Mein Feind ist böse, und weil er böse ist, ist er der Feind". Die
Ausstellung präsentiert künstlerische Auseinandersetzungen "mit den Folgen
eines Denkens in diesen Kategorien". Zu sehen ist die Arbeit
"Targets" von Herlinde Koelbl, mit der sie dokumentiert, worauf
Soldaten schießen, die Serie "The Afghans" von Jens Umbach mit großformatigen
Porträts von Menschen, die in der Nähe von Bundeswehrcamps in Afghanistan leben
und die Projekte "#Strike" und "#Surveillance" von Dieter
Huber.
Zu sehen sind die Arbeiten
in den temporären Ausstellungsräumen des Museums, die eine tolle Atmosphäre
haben und grandiose Ausblicke auf das Fuldatal ermöglichen. Alle drei Arbeiten
stellen für sich genommen spannende künstlerisch-fotografische Positionen auf
den Gegenstand Konflikt und Gewalt dar. Wobei hervorzuheben ist, dass die
Arbeit von Koelbl in Kassel als Videoinstallation präsentiert wird. Koelbl's
Arbeit arbeitet gut die Routinen des militärischen Trainings auf Schießständen
heraus und zeigt, welch unterschiedliche Gegenstände als Zielscheiben genommen
werden, was zum Teil absurd anmutet. Umbach setzt afghanische Zivilisten in
tollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen vor einem weißen Hintergrund in Szene und
ermöglicht es dem Betrachter, sich den Menschen unvoreingenommen zu nähern. Und
Dieter Huber zeigt mit #Strike wie Einschusslöcher zu ästhetischen Artefakten
werden können.
Gleichwohl zeigt die
Ausstellung jedoch, wie Schwierigkeit der kuratorische Umgang mit dem Thema
ist. So wirft der kuratorische Text einige spannende Fragen auf: "Wie kann ich mich schützen? Was darf ich präventiv tun, um mich zu verteidigen?
Wie verhindere ich, dass mein Schutzbedürfnis andere bedroht und sie zur
Aufrüstung drängt?" Gleichzeitig thematisieren die gezeigten Positionen
diese Fragen, wenn überhaupt, nur am Rande. Des weiteren verlieren die Arbeiten
extrem an Kraft, da sie ohne jegliche textliche Kontextualisierung präsentiert
werden. Nur im Ausstellungsflyer finden sich zu jeder Arbeit zwei kurze Sätze
was zu wenig ist, um die Arbeiten zu verstehen. So werden vor allem die
Arbeiten von Umbach und Huber ausschließlich auf ihre – zugegebenermaßen sehr
ästhetische – äußere Form reduziert. Insofern ist die Ausstellung selbst im
Zirkelschluss gefangen, dass die Präsentation von fotografischen Positionen im
White Cube eines Galerieraumes ausreicht, um Bedeutung zu produzieren.