Die Kriegsfotografie ist ein Feld des Journalismus,
das nur selten beleuchtet wird. In Kooperation mit FREELENS, dem Berufsverband
für Fotojournalisten und Fotografen, widmet das EJO ihr einen Schwerpunkt.
Die Beziehung zwischen
Kriegsfotografie und dem Journalismus ist fast so alt wie die Möglichkeit,
Pressefotografien in Zeitungen zu drucken. Fast ebenso so alt sind die
Diskussionen über Konventionen des Zeig- und Darstellbaren sowie die Rolle von
Kriegsfotograf*innen. Als Medium zur visuellen Vermittlung von kriegerischen
Ereignissen, die meist nicht im direkten Umfeld der Konsument*innen
stattfinden, hat die Kriegsfotografie bis heute eine immanent wichtige
Bedeutung. Gleichwohl haben sich unter den Vorzeichen der digitalen
Transformation des Journalismus wie auch der Modernisierung der Kriegsführung
deren Bedingungen geändert.
Während sowohl der
Medienjournalismus als auch eine mit berufspraktischen Fragestellungen befasste
Journalismusforschung in Deutschland eine lange Tradition haben, werden dort
die visuelle Kommunikation bzw. der Fotojournalismus meist stiefmütterlich
behandelt. Wenn dieses Feld überhaupt thematisiert wird, dann meist ausgehend
von bildethischen Debatten um Ikonen der Pressefotografie, wie etwa um das Bild
des toten Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi. Eine Reflexion über berufspraktische
Fragestellungen sowie die strukturellen Bedingungen fotojournalistischer Arbeit
findet jedoch oft nicht statt. Gleiches gilt für eine vertiefte Beschäftigung
mit der fotografischen Berichterstattung aus Kriegs- und Krisenregionen.
Um zu verstehen, was
Kriegsfotografie im 21. Jahrhundert auszeichnet, hat FREELENS e.V., der Verband
für Fotograf*innen und Fotojournalist*innen dem Thema einen
Online-Schwerpunkt gewidmet. Seit Anfang 2019 erscheinen regelmäßig extra für
den Schwerpunkt produzierte Artikel, die das Thema von unterschiedlichen Seiten
beleuchten. In Kooperation mit dem European Journalism Observatory werden hier
in den kommenden zwei Monaten sechs ausgewählte Artikel erneut publiziert. Im
Vordergrund steht dabei eine Reflexion der Berufspraxis von
Kriegsfotograf*innen sowie des Umgangs mit dem Bildmaterial bei deutschen
Bildagenturen und Nachrichtenredaktionen.
Mit dieser Kooperation
verfolgen FREELENS und das EJO das Ziel, eine Debatte um die Bedingungen und
die Herausforderungen zeitgenössischer Kriegsfotografie anzustoßen. Ausgehend
von der Frage, was sich eigentlich hinter dem Label „Kriegsfotografie“
verbirgt, kommen dabei vor allem die fotojournalistischen Akteur*innen selbst
zu Wort. In Zeiten, in denen die Kriegsfotografie vor allem von prekarisierten
fotojournalistischen Akteur*innen übernommen wird, erscheint dies wichtiger
denn je. Damit soll ein Beitrag zur Qualitätssicherung in einem selten
beleuchteten Feld des Journalismus geleistet werden.
Der Text erschien zuerst auf dem Portal European Journalism Observatory.