Dienstag, 3. Juni 2014

Vom Nutzen der Bilder


Am 23.&24. Mai fand am Fachbereich Design der FH Dortmund das Symposium „Vom Nutzen der Bilder – Zur Fotografie und ihren Gebrauchsweisen“ statt. Das Symposium wurde von einem studentischen Team unter der Leitung der Dortmunder Fotografieprofessorin Susanne Brügger organisiert. Gleichzeitig mit der Veranstaltung wurde die zweite Nummer des neuen Fotografiemagazins des Fachbereichs „Cahiers“ veröffentlicht. Mit dem Symposium knüpft die FH Dortmund an eine alte Tradition studentisch organisierter Tagungen und Wettbewerbe zum Thema Fotografie an, die in den letzten Jahren etwas eingeschlafen war. Zu Beginn des neuen Jahrtausends lockten z.B. die studentischen „Focus-Awards“ im Zweijahresrhythmus das Fachpublikum nach Dortmund.

Die Organisatoren der Konferenz wollten laut Ankündigung einen Raum schaffen, „in dem die Fotografie in ihren Gebrauchweisen thematisiert“ werden kann und damit „ein offenes Gespräch über das fotografische Bild und seinen Kontext“ ermöglichen. Dazu waren verschiedene bekannte und weniger bekannte Referenten und Referentinnen eingeladen, die zum Teil schon als Autoren für die „Cahiers“ in Erscheinung getreten waren. So referierte der Kurator des Frankfurter Kunstvereins Dr. Holger Kube Ventura über die Politik der Bilder, Prof. Klaus Honnef von der Deutschen Gesellschaft für Photographie verortete die Fotografie der Moderne zwischen nord- und südeuropäischen Kunsttraditionen und der in Belgien lehrende Kunstwissenschaftler Alexander Streitberger widmete sich dem Werk Victor Burgins. Interessanterweise waren, geplant oder nicht, einige der Eingeladenen, wie der Künstler Elmar Mauch, der sein Institut für künstlerische Bildforschung vorstellte, ehemalige Absolventen des Fachbereichs und zeigten anschaulich auf, in welche Richtung die beruflich Karriere nach einem Fotografiestudium an der FH Dortmund gehen kann.

Inhaltlich herausragend und das Thema exemplarisch auf den Punkt bringend war vor allem das Gespräch zwischen der Kuratorin Stefanie Grebe und dem Soziologen York Kautt. Unter dem etwas verklausulierten Titel „Alles ausser Fotos. Über das Fotografische in seinen Umgebungen“ diskutierten die beiden – tatsächlich ohne Fotos als Beispiele – den Kontext der Fotografie. York Kautt führte dabei zwei unterschiedliche – aus der Soziologie stammende – Sichtweisen auf den Begriff des Kontextes ein. So unterschied er zwischen dem Kontext als Akteuren, die mit konkreten Bildern umgehen, und dem Kontext als einem Wissensbestand und einer sozialen Struktur, die über eine situative Praktik von Akteuren hinausgeht. Stefanie Grebe versuchte sich an einer Beschreibung des Kontextes über präpositionale Bestimmungen mit Hilfe von um und vor. So differenzierte sie zwischen dem was UM das Bild herum passiert, dem was VOR der Aufnahme im zeitlichen Sinn geschieht, damit ein Bild entstehen kann und der Frage was VOR dem Bild als physischem Objekt passiert, also wer beispielsweise vor einem Bild als Betrachter steht. Die anschließende Diskussion fächerte das Feld dann weiter hinsichtlich konkreter fotografischer Gebrauchsweisen und ihrer Kontexte auf. So ging es beispielsweise um die Frage der Einordnung der World Press Photo Ausstellung an  deutschen Bahnhöfen und der Kontexte unter denen dieses Phänomen zu betrachten ist.

Das Themenfeld dieses Blogs wurde vor allem im Vortrag vom Berliner Künstler Daniel Herlett berührt. Er versuchte sich daran, Drohnenbilder in Beziehung zur Frage der Repräsentation zu setzen. Interessant war dabei vor allem die historische Herleitung der Luftaufklärung über Bilder aus der Kuba-Krise. Was vor allem deutlich wurde, ist die besondere Funktion, die Drohnenbilder haben. Sie dienen als Rohmaterial für eine, von Computern gesteuerte, auf Algorithmen basierende Analyse von Bildern. Die Ergebnisse dieser Analyse werden dann in einen politischen Prozess eingebunden, der darüber entscheidet was das Bild repräsentiert und in letzter Konsequenz zum „shoot and kill“ Befehl führen kann.

Begleitet wurde das Symposium von einer Ausstellung und zwei interessanten Präsentation zum Thema Magazin. So präsentierte die Cahiers-Redaktion die eigene Sammlung studentischer Hochschulmagazine. Hierunter waren einige Kleinode und tolle Gestaltungsprojekte zu finden. Darüber hinaus präsentierten Calin Kruse vom Magazin dienacht und Leon Kirchlechner vom Magazin der Greif ihren „Magazin-Salon“. Dahinter verbirgt sich eine interessante Sammlung deutscher und internationaler Fotografiemagazine. Deutlich wurde durch die beiden Präsentationen, wie vielschichtig der Markt von Fotografie- und Hochschulmagazinen als Special-Interest Publikationen mittlerweile ist und sich eine veritable Nische erarbeitet hat. In der Galerie des Fachbereichs wurde eine kleine Ausstellung mit Arbeiten die in der aktuellen Ausgabe der „Cahiers“ publiziert wurden gezeigt. Raumgreifend war hier vor allem die Arbeit „Catalogue“ von Julian Faulhaber, mit der er hinter die Kulissen des Modefotografiezirkus in Südafrika blickt.

Das Symposium war alles in allem eine runde Sache. Zu wünschen ist dass die Initiative fortgeführt wird und es sowohl eine Neuauflage des Magazins als auch des Symposiums gibt. Dann hoffentlich mit mehr und breiterem Publikum.


Das Magazin „Cahiers“ kann unter www.cahiers.de bestellt werden. Geplant ist, dort auch eine Auswahl von Videomitschnitten der Konferenz online zu stellen.

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