Am 23.&24. Mai fand am Fachbereich Design der FH
Dortmund das Symposium „Vom Nutzen der
Bilder – Zur Fotografie und ihren Gebrauchsweisen“ statt. Das Symposium
wurde von einem studentischen Team unter der Leitung der Dortmunder
Fotografieprofessorin Susanne Brügger organisiert. Gleichzeitig mit der
Veranstaltung wurde die zweite Nummer des neuen Fotografiemagazins des
Fachbereichs „Cahiers“
veröffentlicht. Mit dem Symposium knüpft die FH Dortmund an eine alte Tradition
studentisch organisierter Tagungen und Wettbewerbe zum Thema Fotografie an, die
in den letzten Jahren etwas eingeschlafen war. Zu Beginn des neuen Jahrtausends
lockten z.B. die studentischen „Focus-Awards“
im Zweijahresrhythmus das Fachpublikum nach Dortmund.
Die Organisatoren der Konferenz wollten laut Ankündigung
einen Raum schaffen, „in dem die
Fotografie in ihren Gebrauchweisen thematisiert“ werden kann und damit „ein offenes Gespräch über das fotografische
Bild und seinen Kontext“ ermöglichen. Dazu waren verschiedene bekannte und
weniger bekannte Referenten und Referentinnen eingeladen, die zum Teil schon
als Autoren für die „Cahiers“ in
Erscheinung getreten waren. So referierte der Kurator des Frankfurter
Kunstvereins Dr. Holger Kube Ventura über die Politik der Bilder, Prof. Klaus
Honnef von der Deutschen Gesellschaft für Photographie verortete die Fotografie
der Moderne zwischen nord- und südeuropäischen Kunsttraditionen und der in
Belgien lehrende Kunstwissenschaftler Alexander Streitberger widmete sich dem
Werk Victor Burgins. Interessanterweise waren, geplant oder nicht, einige der
Eingeladenen, wie der Künstler Elmar Mauch, der sein Institut für künstlerische
Bildforschung vorstellte, ehemalige Absolventen des Fachbereichs und zeigten
anschaulich auf, in welche Richtung die beruflich Karriere nach einem
Fotografiestudium an der FH Dortmund gehen kann.
Inhaltlich herausragend und das Thema exemplarisch auf den
Punkt bringend war vor allem das Gespräch zwischen der Kuratorin Stefanie Grebe
und dem Soziologen York Kautt. Unter dem etwas verklausulierten Titel „Alles ausser Fotos. Über das Fotografische
in seinen Umgebungen“ diskutierten die beiden – tatsächlich ohne Fotos als
Beispiele – den Kontext der Fotografie. York Kautt führte dabei zwei
unterschiedliche – aus der Soziologie stammende – Sichtweisen auf den Begriff
des Kontextes ein. So unterschied
er zwischen dem Kontext als
Akteuren, die mit konkreten Bildern umgehen, und dem Kontext als einem Wissensbestand und einer sozialen Struktur,
die über eine situative Praktik von Akteuren hinausgeht. Stefanie Grebe
versuchte sich an einer Beschreibung des Kontextes über präpositionale
Bestimmungen mit Hilfe von um und
vor. So differenzierte sie
zwischen dem was UM das Bild herum passiert, dem was VOR der Aufnahme im
zeitlichen Sinn geschieht, damit ein Bild entstehen kann und der Frage was VOR
dem Bild als physischem Objekt passiert, also wer beispielsweise vor einem Bild
als Betrachter steht. Die anschließende Diskussion fächerte das Feld dann
weiter hinsichtlich konkreter fotografischer Gebrauchsweisen und ihrer Kontexte
auf. So ging es beispielsweise um die Frage der Einordnung der World Press
Photo Ausstellung an deutschen
Bahnhöfen und der Kontexte unter denen dieses Phänomen zu betrachten ist.
Das Themenfeld dieses Blogs wurde vor allem im Vortrag vom
Berliner Künstler Daniel Herlett berührt. Er versuchte sich daran,
Drohnenbilder in Beziehung zur Frage der Repräsentation zu setzen. Interessant
war dabei vor allem die historische Herleitung der Luftaufklärung über Bilder
aus der Kuba-Krise. Was vor allem deutlich wurde, ist die besondere Funktion,
die Drohnenbilder haben. Sie dienen als Rohmaterial für eine, von Computern
gesteuerte, auf Algorithmen basierende Analyse von Bildern. Die Ergebnisse
dieser Analyse werden dann in einen politischen Prozess eingebunden, der
darüber entscheidet was das Bild repräsentiert und in letzter Konsequenz zum „shoot and kill“ Befehl führen kann.
Begleitet wurde das Symposium von einer Ausstellung und zwei
interessanten Präsentation zum Thema Magazin. So präsentierte die
Cahiers-Redaktion die eigene Sammlung studentischer Hochschulmagazine.
Hierunter waren einige Kleinode und tolle Gestaltungsprojekte zu finden.
Darüber hinaus präsentierten Calin Kruse vom Magazin dienacht und Leon
Kirchlechner vom Magazin der Greif ihren „Magazin-Salon“.
Dahinter verbirgt sich eine interessante Sammlung deutscher und internationaler
Fotografiemagazine. Deutlich wurde durch die beiden Präsentationen, wie
vielschichtig der Markt von Fotografie- und Hochschulmagazinen als
Special-Interest Publikationen mittlerweile ist und sich eine veritable Nische
erarbeitet hat. In der Galerie des Fachbereichs wurde eine kleine Ausstellung
mit Arbeiten die in der aktuellen Ausgabe der „Cahiers“ publiziert wurden gezeigt. Raumgreifend war hier vor allem
die Arbeit „Catalogue“ von Julian
Faulhaber, mit der er hinter die Kulissen des Modefotografiezirkus in Südafrika
blickt.
Das Symposium war alles in allem
eine runde Sache. Zu wünschen ist dass die Initiative fortgeführt wird und es
sowohl eine Neuauflage des Magazins als auch des Symposiums gibt. Dann
hoffentlich mit mehr und breiterem Publikum.
Das Magazin „Cahiers“ kann unter www.cahiers.de bestellt werden. Geplant ist,
dort auch eine Auswahl von Videomitschnitten der Konferenz online zu stellen.
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