Vor einer knappen Woche ging in den deutschen und
internationalen Medien das Bild des geretteten syrischen Jungen Omran aus
Aleppo um die Welt. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Bild zu einer Ikone des
Bürgerkrieges in Syrien. Schnell wurde es mit dem Bild des toten Kindes Aylan
verglichen, das im vergangenen Jahr zur Ikone wurde. Ähnlich wie damals löste
es auch eine Debatte um die Macht von Bildern aus. Untenstehend eine kleine
Übersicht über die diesbezügliche mediale Diskussion.
Der Spiegel thematisierte
die Entstehung des Bildes und sprach mit dem Urheber des Bildes:
„Er
habe schon viele Luftangriffe in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo
miterlebt und fotografiert, sagte Mustafa al-Sarout. Und so war es auch am
vergangenen Mittwoch: Da filmte er unter anderem den fünfjährigen Omran, wie er
staubig und blutend in einem Krankenwagen sitzt und apathisch ins Leere starrt.
Die Bilder gingen um die Welt: als Symbol für die Schrecken dieses
Bürgerkrieges.“
Eine Einordnung des Bildes
ob ihrer Bedeutung nahm Fiete Stiegers auf NDR.de vor:
„Das Bild bewegt die Menschen, die es sehen: Ein kleiner Junge hockt
verstört auf dem orangenen Sitz eines Krankenwagens, verschmutzt und mit
blutverschmierten Kopf. Retter haben ihn nach einem Bombenangriff auf die
umkämpfte syrische Stadt Aleppo aus den Trümmern gezogen. Es erinnert an das
Bild einer staubbeckten New Yorkerin am 11. September.“
Inwieweit das Bild auch in den Medien Russlands
Verbreitung fand, thematisierte SWISS Info:
„In das russische Internet gelangte das Foto von Omran
vor allem über die russischsprachigen Seiten internationaler Medien wie der
Deutschen Welle oder der BBC. Der für Auslandspropaganda zuständige russische
Fernsehkanal Russia Today deutete die Verbreitung des Fotos als gezielte
Kampagne. "Warum hat sich das Bild des Jungen aus Aleppo (#aleppoboy)
viral verbreitet und nicht das anderer Kinder, die vom Krieg betroffen
sind?", heisst es in einem Videoclip.“
Über die Entstehungsbedingungen von Bildern in Aleppo
und Syrien, wie das von Omran, reflektierte Caroline Bock auf Meedia:
„Die Bilder aus Aleppo entstehen generell nicht ganz
zufällig. Medien-Aktivisten suchen Motive mit dem Ziel, ikonische Bilder zu
schaffen. Sie wissen sehr genau um die Wirkung, die von den Aufnahmen ausgehen
kann. Im Fall von Omran war es das oppositionelle Aleppo Media Center, das am
Mittwochabend nach einem Luftangriff ein Video aufnahm.“
Reaktionen deutscher, vor allem christlicher
Hilfswerke, ob das Bild Publikationswürdig ist, thematisierte die Webseite
Evangelisch:
„Das
Foto eines verletzten Jungen aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo hat am
Donnerstag die Menschen weltweit berührt. Deutsche Hilfsorganisationen
reagierten zurückhaltend auf das Bild des fünfjährigen Omran. "Wir würden
es so nicht zeigen, weil wir Menschen grundsätzlich nicht als Opfer
darstellen", sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe,
Cornelia Füllkrug-Weitzel in Berlin.“
Thomas Fricker argumentierte in der Badischen Zeitung,
warum es legitim ist, das Bild zu zeigen und was seinen Erfolg ausmacht:
„Wir leben in einer Welt der Bilder. Da ist es
legitim, die Welt mit Bildern aufzurütteln. Gut möglich, dass der Junge eben
deshalb gefilmt worden ist. Das ändert aber nichts an der Not in Aleppo.
Hinschauen – das ist die Botschaft diese Bilder. Verdrängen ist nicht. Selbst
wenn all dies an der Ohnmacht dem Krieg gegenüber erst mal nichts ändert.“
Die Dauerhaftigkeit der vermeintlichen Schockwirkung
des Bildes, stellte Andreas Schwarzkopf auf FR Online in Frage:
„Man darf aber auch nicht zu viel erwarten von einem einzigen Foto oder dem
Video, aus dem das Bild stammt. Für viele wirkt es wie ein Schrei gegen die
Unmenschlichkeit, wie ein Plädoyer für das Ende des Krieges. Andere wiederum
fürchten, die emotionale Empörung werde nach kurzer Zeit verebben, wie sie
schon so oft verebbt ist.“
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