Am 3. März werde ich zusammen mit Michaela Zöhrer von
der Universität Augsburg in Bonn eine Workshopeinheit in Form einer
Fishbowl-Diskussion zum Thema „Krieg und Gewalt in Fotobuch und Graphic Novel“
anbieten.
Bilder von Krieg sind in
Nachrichtenmedien und sozialen Netzwerken allgegenwärtig.
Dabei ist die bildnerische
Darstellung von Konflikten in den Massenmedien meist
ereigniszentriert und
fokussiert auf Gewalt und Leid. Vor allem in den sozialen Medien halten zudem
zunehmend Bilder von Amateuren Einzug. Grundsätzlich ist somit eine Tendenz zur
Verbreitung von visuellen Informationen in Echtzeit zu beobachten. Alternative,
vor allem zeitintensivere Darstellungsformen von Konflikt und Gewalt sowie
visuelle Hintergrundberichterstattung haben es vor diesem Hintergrund schwer,
sich in Massenmedien und sozialen Netzwerken durchzusetzen. Aus diesem Grund
weichen Produzenten zunehmend auf andere Formate wie das Fotobuch oder die
Graphic Novel aus.
Das Medium Fotobuch wird
von Fotojournalisten vor allem dann gewählt, wenn es um die Präsentation
umfangreicher Projekte geht. Der Vorteil besteht darin, dass anders als in
journalistischen Medien die Kontrolle über das Produkt vollständig beim
Fotojournalisten liegt. Im
vergangen Jahr sorgte das Buch „War Porn“ des deutschen
Fotojournalisten Cristoph
Bangert für Aufruhr. Er publizierte darin Kriegsbilder, die von den
Redaktionen abgelehnt worden waren. Der Schweizer Fotograf Meinrad Schade hingegen
hat sich auf eine Spurensuche am Rande des Krieges in der ehemaligen Sowjetunion
begeben, die er unter dem Titel „Krieg ohne Krieg“ publiziert hat. Während das
Schades Arbeit ein Beispiel für eine dokumentarische Arbeit ist, hat Bangerts
Arbeit vor allem einen selbstreflexiven, medienkritischen Fokus.
Auch Graphic Novels widmen
sich unter Rückgriff auf die gestalterischen Mittel des
Mediums Comic immer
häufiger den Themen Krieg und Gewalt. Zugerechnet werden
diese Graphic Novels dem
„Comics Journalism“ bzw. „Graphic Reporting“, womit deren Nähe zum klassischen
Journalismus angesprochen ist. Denn geht es bei diesen Comics nicht um
Superheldengeschichten, sondern um die Recherche und Darstellung „wahrer Begebenheiten“.
Besonders bekannt sind die Arbeiten des Comiczeichners Joe Sacco, bspw.
„Palestine“ (dt.: Palästina), „Safe Area Gorazde“ (dt.: Bosnien) oder
„Footnotes in Gaza“ (dt. Gaza). In allen diesen Bänden bilden Saccos
Recherche-Aufenthalte vor Ort das Hauptnarrativ, das jeweils durchflochten wird
von Augenzeugenberichten und dokumentierenden Einschüben, mit Hilfe derer
zurückliegende Kriegsereignissen und Krisensituationen nachgezeichnet werden.
In einem dialogischen
Gespräch in Form einer Fishbowl werden Felix Koltermann und Michaela Zöhrer verschiedene
Comics und Fotobücher vorstellen. Ziel ist es, das Potential dieser
Darstellungsformen zu eruieren, Krieg und Gewalt abseits tagesaktueller und
ereigniszentrierter Berichterstattung sichtbar zu machen. Felix Koltermann wird
Michaela Zöhrer über ihre Auswahl von Graphic Novels befragen, und umgekehrt
Michaela Zöhrer Felix Koltermann zu den Fotobüchern. Ein weiterer Platz in der
Mitte der Fishbowl ist für Gäste reserviert, die zu jedem Zeitpunkt in das
Gespräch einsteigen können. Ergänzt wird die Diskussion durch einen umfangreichen
Büchertisch, an dem weitere Beispiele ausliegen und eine Anregung zur
vertieften Beschäftigung mit dem jeweiligen Medium bieten sollen.
Der Workshop ist Teil der Konferenz „Making the
invisible visible“ des Arbeitskreises junger Wissenschaftler_innen der
Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e.V. (AFK) die am 2.
und 3. März 2016 am Gustav-Stresemann-Institut in Bonn stattfindet. Bei
Interesse kann das Format abgewandelt auch als Abendveranstaltung angeboten
werden.
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