Der israelisch-palästinensische
Konflikt ist nicht nur einer der am längsten schwelenden internationalen
Konflikte, er ist auch ein – häufig sehr umstrittenes – Thema der Nachrichten,
insbesondere wenn es um Bilder geht. Oft geht es dabei um die Frage, wo
Dokumentation aufhört und wo Aktivismus beginnt, wie subjektiv die Fotografen
sein dürfen und ob Bilder manipuliert wurden. Einen klaren Punkt in dieser
Debatte setzt das Buch "Activestills – Photography as Protest in
Israel/Palestine".
Wie der Titel schon verrät,
ordnet das im englischen Verlag Pluto Press erschienene Buch die Arbeit des Fotografenkollektivs
"Activestills" als eine Form des Protests ein. Dies ist insofern
geschickt, als dass damit zum einen ein klares Branding vorgenommen wird, zum
anderen bestimmte Fragestellungen bzgl. des Verhältnisses von Subjektivität und
Objektivität der Fotografen geschickt umgangen werden. Was die Fotografen des
Kollektivs verbindet, ist ihre politische Vision. Angelegt ist dies schon im
Gründungsgedanken der Gruppe, die sich im Jahr 2005 rund um die Dokumentation
der Protest des palästinensischen Dorfes Bi'lin gegen den Bau der Sperranlage gebildet
hat.
Im Laufe der 12 Jahre gab es
wachsende Konstellationen des Kollektivs. Heute besteht es aus 10
internationalen, israelischen und palästinensischen Fotografen. Verändert hat sich
der Fokus der Arbeit, der weg von den wöchentlichen Demonstrationen in der
Westbank hin zu sozialen Themen und Kämpfen in Israel sowie zu anderen
politischen Themen in Bezug zum israelischen Besatzungsregime ging. Auch die
Arbeit des Kollektivs hat sich professionalisiert, bspw. über ein sehr
umfangreiches Online-Archiv, ohne dass das Kollektiv sich damit in Richtung einer
Foto-Agentur mit Vermarktungszielen entwickelt hätte. So ist die Nähe zu den
sozialen Bewegungen und dem zivilen Widerstand ist geblieben, wenn nicht gar
durch langjährige gemeinsame Praxis gewachsen.
Das mit 320 Seiten sehr
umfangreiche Buch wurde aus Anlass des 10-jährigen Bestehens des Kollektivs
publiziert. Auch wenn es viele Fotografien beinhaltet, ist es kein klassisches
Fotobuch. Es ist in zwei Teile gegliedert, "Active" und
"Stills". In beiden Teilen finden sich zu Beginn eher akademisch zu
nennende Texte von versierten Autoren wie Ariella Azoulay, Vered Maimon, Meir Wigoder oder
Simon Faulkner über Themen wie das Verhältnis von Protest und Fotografie,
alternative Medien und fotografische Archive. Im ersten Teil gibt es dann je
einseitige Statements von Aktivisten zur Arbeit des Kollektivs, während der
zweite Teil die einzelnen Mitglieder des Kollektivs zu Wort kommen lässt.
Ein Beispiel für die Zirkulation der Bilder von Activestills innerhalb der politischen Bewegungen in der Region.
© Activestills
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Innerhalb der
publizistischen Landschaft zum Thema Fotografie und Israel/Palästina ist das
Buch eine erfrischende Publikation. Geschickt führt es eine Vielzahl von
akademischen und politischen Stimmen zusammen und zeichnet auf eindrückliche
Weise die Bedeutung des Kollektivs für die sozialen Bewegungen der Region und
den zivilen Widerstand gegen die israelische Besatzungspolitik nach. Toll ist
zu sehen, wie in diesem Buch Kommentare von Vertretern der verschiedensten Bevölkerungsgruppen
der Region Seite an Seite stehen und damit aufzeigen, dass ein gemeinsamer
politischer Kampf möglich ist.
Vered Maimon/Shiraz Greenbaum: Activestills – Photography as Protest,
London: Pluto Press, 320 Seite, ISBN: 978-0745336695,
24 Euro.
Webseite des Kollektivs: www.activestills.org
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