Am 27. September hatte ich in meinem Blogbeitrag „SZ-Bildredaktion greift in die Klischee-Kiste“
bereits die fragwürdige Bebilderung eines SZ-Artikels diskutiert. Weitere
Recherchen im Internet ergaben, dass das Bild, welches mit der Bildunterschrift
„Vom Ziel eines eigenen Staates weit entfernt: Palästinenser werfen Steine auf
israelische Sicherheitskräfte“ den Artikel über die (Nicht-) Thematisierung des
Nahostkonflikts auf der UN-Generalversammlung bebilderte, aus einem völlig
anderen Zusammenhang stammt. In der Online-Datenbank der Nachrichten-Agentur AP
ist es einsehbar. Hier der Link. Es stammt schon vom 18. September diesen
Jahres und zeigt Proteste im palästinensischen Flüchtlingslager Shuafat in
Ost-Jerusalem gegen den Mohammed-Film. Damit ist noch fragwürdiger, warum es
als Bebilderung des Artikels benutzt wurde, wenn nicht aus dem Grund visuelle
Klischees zum Nahostkonflikt zu bedienen. Darüber hinaus ist die
Bildunterschrift fragwürdig. Es ist zwar sachlich richtig, dass Palästinenser
hier Steine schmeißen, aber der Anlass, welcher zu diesem Ereignis führt, wird
nicht erwähnt und macht das Bild damit wertlos. Die Frage nach einem palästinensischen
Staat jedenfalls wird im Bild nicht thematisiert.
Diese Bebilderung ist leider ein gutes Beispiel für eine zunehmende
Praxis in den Bildredaktionen, Artikel im Sinne einer frei interpretierten
Illustration des Artikel-Themas zu bebildern und damit ungenaue und zum Teil
falsche Assoziation zwischen Bild-Inhalt und Artikeln herzustellen. Letztlich
wird damit auch die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenfotografie untergraben.
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