Gedanken zu einem zentralen Feld der Diskussion um Kriege
und Konflikte, ihre visuelle Darstellung und das vermeintliche Aufkommen von
Bilder-Kriegen im 20. Jahrhundert.
Im Grunde ist es doch eine simple Gleichung: Wenn ich moralisch
einwandfrei und integer handele, dann muss ich Bilder, welche die Konsequenzen
dieses Handelns zeigen nicht fürchten. Oder? Soweit so gut. Warum ist dann in der
Diskussion über Bilder von Kriegen und Konflikten immer wieder die Rede davon,
dass Bilder Waffen in den Händen des Gegners sein können, dass der Zugang zu
den militärischen Auseinandersetzungen beschränkt werden muss? Lassen wir mal
die Bilder, welche von terroristischen Gruppierungen inszeniert werden weg, und
widmen uns den Kriegen der westlichen Mächte im letzten Jahrzehnt, dem
Irak-Krieg, dem Afghanistan-Krieg oder dem Gaza-Krieg. Was haben die US-Army,
die israelische Armee, oder die NATO-Verbündeten zu fürchten, wenn Bilder von
Opfern ihrer Kriege gezeigt werden? Wenn der Einsatz gerechtfertigt ist, wenn
den beteiligten Nationen und den Familien der Angehörigen die Risiken und
Gefahren bewusst sind, werden sie doch auch sicher mit den Opfern von Kriegen
umgehen können. Oder? Und falls nicht, werden sie vielleicht den Krieg in Frage
stellen, seine Logik und seine (menschlichen) Kosten und Alternativen fordern.
Aber wäre das so schlimm? Genau das ist es, was die Militärs fürchten. Deshalb,
deklarieren sie Bilder zu Waffen, da es ihre Logik der militärischen Konfliktlösung
in Gefahr bringen könnte. Und aus der Perspektive einer Public-Relation Kampagne,
die heute immer Teil moderner Feldzüge ist, erscheint es natürlich ebenfalls
verheerend, wenn Bilder die negativen Folgen des Handelns eines Akteurs zeigt,
von dem eigentlich ein moralisch-integres Image kreiert werden soll. Aber sind
(Foto-) Journalisten, die dieses Image in Frage ziehen, die durch ihre Bilder
und Berichterstattung ein anderes Bild zeichnen, gleich Feinde? Muss ich sie
von Schlachtfeld verbannen? In keinem Fall. Sie decken auf, was Alltag des
Krieges und seine Konsequenzen sind. Nicht die Bilder töten, sondern die Waffen
und der Alltag des Krieges. Die Informationen der Journalisten sind wichtig, damit sich die Menschen ein
Bild machen und eine Meinung bilden können. Bilder als Waffen zu bezeichnen,
dient ausschließlich den Interessen der militärischen und den sie
mandatierenden Akteure und sollte weder in den journalistischen noch in den
alltäglichen Sprachgebrauch übergehen.
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