Im Rahmen der Wiederaufnahme meiner Recherchen über
Fotojournalismus und Kriegsfotografie bin ich den vergangenen Wochen auf
verschiedene sehr interessante und aussagekräftige wissenschaftliche Artikel
zum Thema gestoßen. Einige davon möchte ich im Folgenden kurz vorstellen. Nur
ein Teil der Artikel ist dabei frei zugänglich. Andere sind nur über gut
bestückte wissenschaftliche Bibliotheken in gedruckter oder zum Teil in
digitaler Form sowie zum Kauf bei den entsprechenden Verlagen erhältlich. Mir
ist es trotz der erschwerten Zugänge wichtig diese zu erwähnen, da sie für eine
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema von großer Bedeutung sind.
In einem feuilletonartigen
Artikel für das Magazin Fotogeschichte setzt sich Agnes Matthias mit dem
Verhältnis von künstlerischen und journalistischen Positionen im
Fotojournalismus auseinander. Dabei geht es vor allem um die
Diskursverschiebung die mit einer Verschiebung journalistischer Bilder aus
einem pressefotografischen Kontext in einem musealen Kunstkontext einhergeht.
Sie geht dabei auf zeitgenössische Arbeiten von James Nachtwey, Luc Delahaye
und Paul Seawrigth ein.
Matthias, Agnes (2004): Die Fotografie, der Krieg und
das Feuilleton, in: Fotogeschichte, Jahrgang 24, Heft 94, S. 43 – 55.
Mit Fragen der Ethik und den
Facetten professioneller Integrität im Fotojournalismus befasst sich der
kanadische Historiker Vincent Lavoie. Er ist Autor des leider bisher nur auf
Französisch erschienenen Bandes „Photojournalismes“ und schreibt regelmäßig für
die französische Zeitschrift „études photographiques“. Dieser Artikel ist einer
der wenigen auf Englisch verfügbaren Texte der Zeitschrift.
Lavoie, Vincent (2010)
"Photojournalistic Integrity - Codes of Conduct, Professional Ethics, and
the Moral Definition of Press Photography." études photographiques 26.
http://etudesphotographiques.revues.org/3462
Über
einen Vortrag auf der Konferenz „Image Operations“ dieses Frühjahr in Berlin
bin ich auf die Forschungstätigkeit von Zeynep Günsel aufmerksam geworden. Sie
untersucht das Berufsfeld des Fotojournalismus aus der Perspektive der
Medienethnologie und –anthropologie. Für diesen Artikel hat sie mehrere Wochen
bei der zentralen Bildredaktion der französischen Nachrichtenagentur Agence France
Presse (AFP) recherchiert und beschreibt die Routinen der Bildauswahl die dort
vorherrschen.
Gürsel, Zeynep Devrim
(2012): "The politics of wire service photography: Infrastructures of
representation in a digital newsroom." AMERICAN ETHNOLOGIST 39 (1): 71–89.
http://americanethnologist.org/2012/wire-service-photography-digital-newsroom/
In einem von der World Press
Photo Academy in Amsterdam und der Fotofederatie in den Niederlanden
finanzierten Rechercheprojekt ist der amerikanische Medienwissenschaftler und
Fotografietheoretiker David Campbell dem „Visual Storytelling“ auf den Grund
gegangen.
Campbell, David
(2013). Visual Storytelling in the Age of Post-Industrialist Journalism.
Amsterdam, World Press Photo Academy.
http://www.worldpressphoto.org/multimedia-research
Dem
Wesen der sogenannten „Editorial Photography“ geht die australische
Journalismusforscherin Louise Grayson auf den Grund. Sie verfügt neben ihrer
akademischen Laufbahn über eigene Erfahrungen als Journalistin und
Dokumentarfotografin.
Grayson, Louise
(2013): "Editorial Photographs and Patterns of Practice." Journalism
Practice 7 (3): S. 314 - 328.
Zwei
relativ aktuelle und sehr umfassende Artikel über die Geschichte der
Kriegsfotografie stammen von Lilie Chouliaraki und Michael Griffin. Chouliaraki
setzt sich in ihrem Essay mit Fragen nach der Humanität der Kriegsdarstellung
und dem Zeigen von Leid auseinander während Griffin sich mit dem Mythos des
Vietnam-Kriegs und seinen Folgen auf die fotografische Dokumentation des Irak-
und des Afghanistankrieges beschäftigt.
Chouliaraki, Lilie
(2013): "The humanity of war: iconic photojournalism of the battlefield,
1914-2012." Visual Communication 12 (3): S. 315 - 340.
Griffin, Michael
(2010): "Media images of war." Media, War & Conflict 3 (1): 7–41.
Diese Liste ließe sich fortsetzen. Über den Austausch und Hinweise zu weitere interessanten Artikeln über die Kommentarfunktion freue ich mich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen