Wer hoch hinaus will, wird tief fallen. Dies zeigte sich
dieser Tage am 2. Berliner „The Browse Foto-Festival“. In einer
überdimensionierten Zeltstadt, die eher an eine Public-Relation Messe
erinnerte, fristeten die Foto-Ausstellungen ein eher tristes Dasein an
Bauzäunen, präsentiert hinter schwarzem Passepartout. Ob es die hohen
Eintrittspreise waren, oder die große Konkurrenz im Berliner Kunst- und
Mediendschungel, die Ausstellungen und Diskussionen waren eher schlecht
besucht. Als Professional Week mit internationalem Charakter angekündigt, war
die zentrale Ausstellungswoche wohl genau dies nicht. Obwohl neben den
Hauptsponsoren wie Hahnemühle auch kleine Initiativen aus dem
bildjournalistischen Bereich wie Emerge oder die Gesellschaft für Hunanistische
Fotografie die Möglichkeit bekamen, sich zu präsentieren, blieb das Publikum,
das hier ein Forum hätte finden können, aus.
Dabei war bezogen auf die fotografische Qualität unter den
gezeigten Arbeiten durchaus einiges Sehenswertes. Aktuelle Arbeiten über Syrien
von Timo Vogt gehörten dazu, ebenso wie ein zeithistorischer Überblick über das
Schaffen von Günther Zint. Das zentrale Manko der Ausstellung war jedoch das
fast völlige Fehlen von Bildunterschriften. Nur Benjamin Hiller ergriff die
Initiative und versah seine sehenswerte Arbeit über Kurdistan selbst mit
Texten. Auf Anfrage teilten die Veranstalter mit, die Zeit hätte nicht
gereicht, die Ausstellungen mit Bildunterschriften zu versehen. Es ist
sicherlich nicht übertrieben zu kritisieren, dass hier der Schwerpunkt falsch
gesetzt ist, wenn es den Eindruck hat, dass anstatt der Foto-Geschichten das
Präsentationsumfeld wichtiger erscheint. Auch die Einleitungstexte halfen über
dieses Manko nicht hinweg. Leider war auch bei der Auswahl der gezeigten Arbeiten
keine Linie zu erkennen und so war es zum Teil ein seltsamer Mix aus
hervorragender Dokumentarfotografie und an schlechte Stockfotografie
erinnernder Bilderserien. Schade für das vertane Potential.
Teil der Professional Week war auch ein Vortragsprogramm,
dessen Angebot von technischen Themen wie Bildbearbeitung bis hin zu
inhaltlichen Fragestellungen wie der aktuellen politischen Lage in Syrien
reichte. Interessant war z.B. das Panel „Image, Impact, Action“, wo über das
Verhältnis von NGO`s und Fotojournalismus
diskutiert wurde. Dabei wurde deutlich, wie eng Fotojournalisten, Agenturen wie
NOOR und NGO`s heute kooperieren. Neben der Möglichkeit für Fotojournalisten,
über NGO’s einen Zugang zu Kriegs- und Konfliktregionen zu bekommen, sind NGO`s
heute auch zahlungskräftige Auftraggeber um Bilder für ihre Public Relation
Arbeit zu bekommen. Das Potential das in einer weiteren spannenden
Veranstaltung, unter dem Titel “Syria on edge – personal insights into a bloody
conflict?”, steckte, wurde leider durch die auf Selbstvermarktung fokussierte
Moderation Jasna Zajcek ungenutzt gelassen. So konnten weder die beiden
Fotojournalisten Benjamin Hiller und Timo Vogt ihre fotografischen Ansätze zur
Dokumentation kriegerischer Konflikte beschreiben, noch hatte der aus dem
libanesischen Exil angereiste syrische Aktivist die Möglichkeit, dem Publik
seine Sicht auf den Konflikt zu schildern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen