Montag, 25. Juni 2012

The Browse Foto-Festival – Eine vertane Chance


Wer hoch hinaus will, wird tief fallen. Dies zeigte sich dieser Tage am 2. Berliner „The Browse Foto-Festival“. In einer überdimensionierten Zeltstadt, die eher an eine Public-Relation Messe erinnerte, fristeten die Foto-Ausstellungen ein eher tristes Dasein an Bauzäunen, präsentiert hinter schwarzem Passepartout. Ob es die hohen Eintrittspreise waren, oder die große Konkurrenz im Berliner Kunst- und Mediendschungel, die Ausstellungen und Diskussionen waren eher schlecht besucht. Als Professional Week mit internationalem Charakter angekündigt, war die zentrale Ausstellungswoche wohl genau dies nicht. Obwohl neben den Hauptsponsoren wie Hahnemühle auch kleine Initiativen aus dem bildjournalistischen Bereich wie Emerge oder die Gesellschaft für Hunanistische Fotografie die Möglichkeit bekamen, sich zu präsentieren, blieb das Publikum, das hier ein Forum hätte finden können, aus.

Dabei war bezogen auf die fotografische Qualität unter den gezeigten Arbeiten durchaus einiges Sehenswertes. Aktuelle Arbeiten über Syrien von Timo Vogt gehörten dazu, ebenso wie ein zeithistorischer Überblick über das Schaffen von Günther Zint. Das zentrale Manko der Ausstellung war jedoch das fast völlige Fehlen von Bildunterschriften. Nur Benjamin Hiller ergriff die Initiative und versah seine sehenswerte Arbeit über Kurdistan selbst mit Texten. Auf Anfrage teilten die Veranstalter mit, die Zeit hätte nicht gereicht, die Ausstellungen mit Bildunterschriften zu versehen. Es ist sicherlich nicht übertrieben zu kritisieren, dass hier der Schwerpunkt falsch gesetzt ist, wenn es den Eindruck hat, dass anstatt der Foto-Geschichten das Präsentationsumfeld wichtiger erscheint. Auch die Einleitungstexte halfen über dieses Manko nicht hinweg. Leider war auch bei der Auswahl der gezeigten Arbeiten keine Linie zu erkennen und so war es zum Teil ein seltsamer Mix aus hervorragender Dokumentarfotografie und an schlechte Stockfotografie erinnernder Bilderserien. Schade für das vertane Potential.

Teil der Professional Week war auch ein Vortragsprogramm, dessen Angebot von technischen Themen wie Bildbearbeitung bis hin zu inhaltlichen Fragestellungen wie der aktuellen politischen Lage in Syrien reichte. Interessant war z.B. das Panel „Image, Impact, Action“, wo über das Verhältnis von NGO`s  und Fotojournalismus diskutiert wurde. Dabei wurde deutlich, wie eng Fotojournalisten, Agenturen wie NOOR und NGO`s heute kooperieren. Neben der Möglichkeit für Fotojournalisten, über NGO’s einen Zugang zu Kriegs- und Konfliktregionen zu bekommen, sind NGO`s heute auch zahlungskräftige Auftraggeber um Bilder für ihre Public Relation Arbeit zu bekommen. Das Potential das in einer weiteren spannenden Veranstaltung, unter dem Titel “Syria on edge – personal insights into a bloody conflict?”, steckte, wurde leider durch die auf Selbstvermarktung fokussierte Moderation Jasna Zajcek ungenutzt gelassen. So konnten weder die beiden Fotojournalisten Benjamin Hiller und Timo Vogt ihre fotografischen Ansätze zur Dokumentation kriegerischer Konflikte beschreiben, noch hatte der aus dem libanesischen Exil angereiste syrische Aktivist die Möglichkeit, dem Publik seine Sicht auf den Konflikt zu schildern.

 

Wenn das „The Browse Foto-Festival“ sich in Deutschland als Forum dokumentarischer Fotografie etablieren möchte, so bleibt bis zur nächsten Edition des Festivals im kommenden Jahr noch einiges zu tun. Aber vielleicht ging es auch weniger um den Inhalt, als um den Versuch, mit dem Festival das “Kunst- und Kreativquartier Südliche Friedrichstadt” zu promoten. Die Konkurrenz der fotojournalistischen Festivals, wie das Lumix Festival für Jungen Fotojournalismus in Hannover, schläft jedenfalls nicht und war trotz der weniger zentralen Lage in diesem Jahr wieder der größere Publikumsmagnet.

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