Dienstag, 12. Juni 2012

Von der Abwertung des Dokumentarischen Bildes


Wie dokumentarische Fotografien durch die Form der Präsentation ihres informatorischen Wertes beraubt und in einen belanglosen Kunst-Kontext gestellt werden können, kann man zur Zeit in der Ausstellung „East of a New Eden“ im Forum für Fotografie in Köln sehen, die einen Teil des umfangreichen Fotografie-Projektes der beiden Fotografen Alban Kakulya and Yann Mingard zeigt. Im zentralen Ausstellungsraum zieht sich eine lange Reihe mittelformatiger Aufnahmen entlang, die allesamt poetische und gut fotografierte Landschaftbilder zeigen. Versehen sind diese Bilder nur mit dem Zusatz der GPS-Koordinaten, an dem sie entstanden sind. An der Stirnseite der Wand finden sich mehre Satellitenbilder. Einen Einführungstext in die Thematik der Ausstellung ebenso wie Bildunterschriften sucht man hier vergebens. Läßt sich dies bei den Landschaftsaufnahmen noch verkraften, so ist dieses Fehlen beim zweiten Werk-Komplex von „East of New Eden“, den Portrait und Infrastrukturbildern fatal. Diese füllen in der Petersburger Hängung eine ganze Wand. Nicht nur die zu geringe Größe der fotografisch zum Teil hervorragenden Porträts nimmt einem die Lust, die Bildinformationen zu lesen. Vor allem das scheinbar wahllose Nebeneinanderstellen der Bilder ohne jegliche Form der Zusatzinformation, lässt einen unidentifizierbaren  Informationsbrei entstehen. Ob es sich bei den Feldbetten um Schlafräume der Grenzpolizisten oder ein Flüchtlingslager handelt, ob die Frau im strengen grünen Kostüm eine Jägerin oder eine Staatsbedienstete ist, der Besucher erfährt es nicht. Hier hilft auch der kleine Ausstellungsführer nicht weiter, der im Raum ausliegt. Was die Bilder an tatsächlichem dokumentarischem und damit informationellem Potential vermitteln, zeigt hingegen der umfangreiche und gut gestaltete Katalog. Hier erfährt der Leser endlich etwas über die politische Brisanz des Projekts, die Motivation der beiden Fotografen und die Inhalte der Bilder. Insofern sind die Ausstellung und der Katalog ein Lehrstück darin, wie zentral die Form der Präsentation für ein Projekt sein kann. Denn welchen Wert hat ein dokumentarisches Fotografieprojekt, wenn die Informationen nicht les- und kontextualisierbar sind?

Die Ausstellung „East of New Eden“ ist noch bis zum 15. Juli im Forum für Fotografie Köln zu sehen. Informationen unter: http://www.forum-fotografie.info/

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