Wie dokumentarische Fotografien durch die Form der
Präsentation ihres informatorischen Wertes beraubt und in einen belanglosen
Kunst-Kontext gestellt werden können, kann man zur Zeit in der Ausstellung
„East of a New Eden“ im Forum für Fotografie in Köln sehen, die einen Teil des
umfangreichen Fotografie-Projektes der beiden Fotografen Alban Kakulya and Yann
Mingard zeigt. Im zentralen Ausstellungsraum zieht sich eine lange Reihe
mittelformatiger Aufnahmen entlang, die allesamt poetische und gut
fotografierte Landschaftbilder zeigen. Versehen sind diese Bilder nur mit dem
Zusatz der GPS-Koordinaten, an dem sie entstanden sind. An der Stirnseite der
Wand finden sich mehre Satellitenbilder. Einen Einführungstext in die Thematik
der Ausstellung ebenso wie Bildunterschriften sucht man hier vergebens. Läßt
sich dies bei den Landschaftsaufnahmen noch verkraften, so ist dieses Fehlen
beim zweiten Werk-Komplex von „East of New Eden“, den Portrait und
Infrastrukturbildern fatal. Diese füllen in der Petersburger Hängung eine ganze
Wand. Nicht nur die zu geringe Größe der fotografisch zum Teil hervorragenden
Porträts nimmt einem die Lust, die Bildinformationen zu lesen. Vor allem das
scheinbar wahllose Nebeneinanderstellen der Bilder ohne jegliche Form der Zusatzinformation,
lässt einen unidentifizierbaren Informationsbrei entstehen. Ob es sich bei den Feldbetten um
Schlafräume der Grenzpolizisten oder ein Flüchtlingslager handelt, ob die Frau
im strengen grünen Kostüm eine Jägerin oder eine Staatsbedienstete ist, der
Besucher erfährt es nicht. Hier hilft auch der kleine Ausstellungsführer nicht
weiter, der im Raum ausliegt. Was die Bilder an tatsächlichem dokumentarischem
und damit informationellem Potential vermitteln, zeigt hingegen der
umfangreiche und gut gestaltete Katalog. Hier erfährt der Leser endlich etwas
über die politische Brisanz des Projekts, die Motivation der beiden Fotografen
und die Inhalte der Bilder. Insofern sind die Ausstellung und der Katalog ein
Lehrstück darin, wie zentral die Form der Präsentation für ein Projekt sein
kann. Denn welchen Wert hat ein dokumentarisches Fotografieprojekt, wenn die
Informationen nicht les- und kontextualisierbar sind?
Die Ausstellung „East of New Eden“ ist noch bis zum 15. Juli
im Forum für Fotografie Köln zu sehen. Informationen unter: http://www.forum-fotografie.info/
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