Dienstag, 26. Juni 2012

Shooting Robert King




Am Dienstag den 19. Juni hatte der us-amerikanische Dokumentarfilm „Shooting Robert King“ auf dem Browse Fotofestival in Berlin Deutschlandpremiere. Der schon aus dem Jahr 2008 stammende Film erzählt die Geschichte des amerikanischen Kriegsfotografen Robert King. Produziert und gefilmt wurde die Geschichte von seinem langjährigen Weggefährten Kings, dem Filmemacher Richard Parry.

Der Film ist interessant, weil er den Weg Robert Kings in das Geschäft der Kriegsfotografie vom ersten Einsatz auf dem Balkan an über 15 Jahre lang begleitet. Insofern ist es der erste Dokumentarfilm dieser Art über Fotojournalisten der es erlaubt, Entwicklungen und Veränderungen über einen langen Zeitraum zu beobachten. Ein anderer Ansatz also, als der wohl bekannteste Film über Kriegsfotografen „War Photographer“, der James Nachtwey bei der Arbeit porträtiert.

Der Film wirft jedoch einige Fragen auf. Zum einen sind da die Bilder aus dem Wald von Tennesse, der Heimat Kings. Als filmische Klammer eingesetzt, gibt es immer wieder Gespräche mit King in einem Zelt auf der Jagd, beim Pirschen in Camouflage, mit dem Gewehr im Anschlag durch den Wald streifend. Auch wenn King die Bedeutung des Waldes selbst auflöst, in dem er beschreibt, dass dies der Ort ist, um nach einem Einsatz wieder runterzukommen, so sind die Parallelen zwischen den Soldaten und Kämpfern in Kriegsgebieten der Welt und dem jagenden King im Wald so offensichtlich, dass man sich fragt, ob hier bewusst gezeigt werden soll, dass es sich um ein und das selbe handelt: Jagen als Freizeitvergnügen nach Wild in den  USA, oder die Menschenjagd im Krieg. Eine Auflösung dazu bietet der Film leider nicht.

Es gibt weitere verstörende Szenen im Film, die zum einen King in einem seltsamen Licht dastehen und zum anderen die Intention des Filmemachers als fragwürdig erscheinen lassen. So sieht man King, wie er lachend durch die kriegsverwüstete tschetschenische Hauptstadt Grozny zieht und Böller in Häuserwände steckt. Eine seltsame Art von Humor. Oder wie er als Message an das amerikanische Volk, eine junge Frau zwei Handvoll Bananen Essen lässt bis sie kotzt. Eine Filmsequenz, unterlegt mit Techno-Rhythmen schneidet Bilder Kings zusammen und spannt den Bogen von Parties feiernden Russen im Alkoholexzess zu Leichen in Kriegsgebieten. Wo hier neben dem Voyeurismus die inhaltliche Klammer sein soll, bleibt fragwürdig.

So hinterlässt der Film den Betrachter mit einem ambivalenten Gefühl. Auch wenn der Film einen interessanten Einblick in die Praxis der Kriegsfotografie darstellt und den Betrachter nicht mit krassen Bildern verschont, so bleibt die Frage ob der Film der Zunft nicht einen Bären-Dienst erweist. Der Protagonist erscheint weniger als ein professioneller, seiner Rolle und Verantwortung bewusster Dokumentar des Zeitgeschehens, als ein abenteuerlustiger Draufgänger der im Krieg das sucht, was er im amerikanischen Westen nicht findet. Dies mag für die Motivation und den Zugang Kings zur Kriegsfotografie zutreffend sein, aber repräsentativ für die Arbeit seiner Kollegen und Kolleginnen ist dies sicherlich nicht.


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