Am Dienstag den 19. Juni hatte der us-amerikanische
Dokumentarfilm „Shooting Robert King“ auf dem Browse Fotofestival in Berlin
Deutschlandpremiere. Der schon aus dem Jahr 2008 stammende Film erzählt die
Geschichte des amerikanischen Kriegsfotografen Robert King. Produziert und
gefilmt wurde die Geschichte von seinem langjährigen Weggefährten Kings, dem
Filmemacher Richard Parry.
Der Film ist interessant, weil er den Weg Robert Kings in
das Geschäft der Kriegsfotografie vom ersten Einsatz auf dem Balkan an über 15
Jahre lang begleitet. Insofern ist es der erste Dokumentarfilm dieser Art über
Fotojournalisten der es erlaubt, Entwicklungen und Veränderungen über einen
langen Zeitraum zu beobachten. Ein anderer Ansatz also, als der wohl
bekannteste Film über Kriegsfotografen „War Photographer“, der James Nachtwey
bei der Arbeit porträtiert.
Der Film wirft jedoch einige Fragen auf. Zum einen sind da
die Bilder aus dem Wald von Tennesse, der Heimat Kings. Als filmische Klammer
eingesetzt, gibt es immer wieder Gespräche mit King in einem Zelt auf der Jagd,
beim Pirschen in Camouflage, mit dem Gewehr im Anschlag durch den Wald
streifend. Auch wenn King die Bedeutung des Waldes selbst auflöst, in dem er
beschreibt, dass dies der Ort ist, um nach einem Einsatz wieder runterzukommen,
so sind die Parallelen zwischen den Soldaten und Kämpfern in Kriegsgebieten der
Welt und dem jagenden King im Wald so offensichtlich, dass man sich fragt, ob
hier bewusst gezeigt werden soll, dass es sich um ein und das selbe handelt:
Jagen als Freizeitvergnügen nach Wild in den USA, oder die Menschenjagd im Krieg. Eine Auflösung dazu
bietet der Film leider nicht.
Es gibt weitere verstörende Szenen im Film, die zum einen
King in einem seltsamen Licht dastehen und zum anderen die Intention des
Filmemachers als fragwürdig erscheinen lassen. So sieht man King, wie er
lachend durch die kriegsverwüstete tschetschenische Hauptstadt Grozny zieht und
Böller in Häuserwände steckt. Eine seltsame Art von Humor. Oder wie er als
Message an das amerikanische Volk, eine junge Frau zwei Handvoll Bananen Essen
lässt bis sie kotzt. Eine Filmsequenz, unterlegt mit Techno-Rhythmen schneidet
Bilder Kings zusammen und spannt den Bogen von Parties feiernden Russen im
Alkoholexzess zu Leichen in Kriegsgebieten. Wo hier neben dem Voyeurismus die
inhaltliche Klammer sein soll, bleibt fragwürdig.
So hinterlässt der Film den Betrachter mit einem
ambivalenten Gefühl. Auch wenn der Film einen interessanten Einblick in die
Praxis der Kriegsfotografie darstellt und den Betrachter nicht mit krassen
Bildern verschont, so bleibt die Frage ob der Film der Zunft nicht einen Bären-Dienst
erweist. Der Protagonist erscheint weniger als ein professioneller, seiner
Rolle und Verantwortung bewusster Dokumentar des Zeitgeschehens, als ein
abenteuerlustiger Draufgänger der im Krieg das sucht, was er im amerikanischen
Westen nicht findet. Dies mag für die Motivation und den Zugang Kings zur
Kriegsfotografie zutreffend sein, aber repräsentativ für die Arbeit seiner
Kollegen und Kolleginnen ist dies sicherlich nicht.
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